Der Schweizer Publizist fragt in seinem neuen Buch "Nach der Krise" nach einem "anderen Kapitalismus" und plädiert für eine ökosoziale Marktwirtschaft. Die Finanzkrise sei auch eine Wertekrise, sagte de Weck, der von 1997 bis 2000 "Die Zeit" leitete. Um die Krise zu überwinden, müsse das kapitalistische System reformiert und die Marktteilnehmer zu einer Verantwortungsethik zurückfinden.
"Der Anstand verbietet vieles, was das Gesetz erlaubt." Es sei Aufgabe der Politik, die Marktordnung zu bestimmen und durchzusetzen. Sie müsse standhaft bleiben - auch unter massivem Druck von "Bonus-Junkies auf Entzug", sagte er in Anspielung auf die umstrittenen Bonuszahlungen an Manager.
de Weck fordert Erneuerung des Wirtschaftssystems
Daneben sieht de Weck die Gefahr, dass die Marktwirtschaft zu einer allgegenwärtigen Marktgesellschaft ausufert, in der nur noch Geldwerte zählen. Ziel müsse vielmehr eine richtige Mischung aus Wettbewerb und Kooperation sein, "sonst kommen nichtökonomische Werte wie Gemeinsinn unter die Räder", warnte der Journalist. Der Markt könne keinen Sinn stiften.
Mit seinem neuen Buch will de Weck nach eigener Angabe Orientierung in der Krise bieten. In der "Zeit der großen Unordnung" sei das Bedürfnis danach groß, so seine Beobachtung. De Weck kritisiert das derzeitige Krisenmanagement, da es sich in technokratischen Maßnahmen erschöpfe. Statt oberflächlicher Reparaturen müssten die Grundlagen des Wirtschaftssystems bedacht und erneuert werden, lautet seine Forderung.
Hinweis: Roger de Weck, "Nach der Krise. Gibt es einen anderen Kapitalismus?", Verlag Nagel & Kimche, München, Zürich, 112 S., 10 Euro