- Beim Weltklimagipfel sind die USA und China entscheidende Akteure - (Analyse) - (mit Bild und Grafik) -
(Themenpaket) - (Aktualisierte Sendewiederholung)
Von Stefan Fuhr (epd)
Frankfurt a.M./Kopenhagen (epd). Für den britischen Klimaökonomen Nicholas Stern ist es "die wichtigste internationale Konferenz seit dem Zweiten Weltkrieg". Ein Erfolg indes ist ungewiss.
Die Anforderungen an die Weltgemeinschaft haben die Wissenschaftler vom Weltklimarat formuliert: Es gilt, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu beschränken, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. Voraussetzung dafür sind eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Industrieländern, ein Beitrag der Schwellenländer im Kampf gegen die Erderwärmung und Milliardenhilfen für den Klimaschutz in Entwicklungsstaaten.
Auf dem Weg zu einem Folgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll kommt es vor allem auf die Verhandlungsposition der USA an: Die größte Wirtschaftsmacht der Erde steht bei den Pro-Kopf-Emissionen weltweit an der Spitze. Erst nach wachsendem internationalen Druck hat das Weiße Haus angekündigt, es werde beim Gipfel ein Ziel zur Reduktion von Treibhausgasen vorlegen. Bislang wollte Präsident Barack Obama die Entscheidung des US-Senats über den Entwurf eines nationalen Klimaschutzgesetzes abwarten, um sich innenpolitischer Rückendeckung sicher zu sein.
Das Reduktionsangebot der USA wird sich voraussichtlich am Senatsentwurf orientieren. Der Vorlage zufolge sollen die CO2-Emissionen bis 2020 um vier bis sieben Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. "Das wäre ein wichtiger erster Schritt", urteilt Regine Günther, Klimaexpertin des WWF. Dennoch blieben die Vereinigten Staaten damit deutlich hinter den Empfehlungen des Weltklimarates zurück, der eine Minderung von 25 bis 40 Prozent in den Industrieländern für nötig hält. Die EU zum Beispiel stellt ein Ziel von 30 Prozent in Aussicht, Japan von 25 Prozent.
Ein weiterreichende Verpflichtung der USA in Kopenhagen ist aber unwahrscheinlich: "Es ist uns nicht damit gedient, wenn Herr Obama in Kopenhagen Zusagen macht, die im Kongress nicht mehrheitsfähig sind", sagt der Klimaökonom Reimund Schwarze vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Denn das neue Klima-Abkommen muss in den nationalen Parlamenten ratifiziert werden - daran war in den USA bereits das Kyoto-Protokoll gescheitert.
Fraglich bleibt, ob das Angebot der US-Regierung ausreichen wird, um die großen Schwellenländer - allen voran China - zu einem Beitrag gegen die Erderwärmung zu bewegen. Peking hat in der Vergangenheit mehrfach verlangt, Washington müsse den Treibhausgas-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent drücken. Ein positives Zeichen ging indes vom Treffen Obamas mit Chinas Staatschef Hu Jintao Mitte November aus - beide erklärten, der Weltklimagipfel müsse einen Erfolg bringen.
Neben den Emissionszielen steht in Kopenhagen das Geld im Mittelpunkt: Rund 100 Milliarden Euro jährlich benötigen nach Schätzungen die Entwicklungsländer, um sich an die Erderwärmung anzupassen und selbst Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen. Bislang haben die reichen Wirtschaftsnationen - Hauptverursacher des Klimawandels - keine Finanzzusagen auf den Tisch gelegt. Afrikanische Länder drohen deshalb offen damit, aus den Verhandlungen auszusteigen.
Ihr Argument: Die Folgen des Klimawandels wie Dürren und Überschwemmungen treffen die unterentwickelten Länder am härtesten. Sie tragen dafür jedoch die geringste Verantwortung: Die ärmsten hundert Staaten der Welt produzieren insgesamt nur drei Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen.
Für den Fall, dass in Kopenhagen kein rechtsverbindliches Abkommen zustande kommt, hat die dänische Regierung als Gastgeberin bereits einen Plan B vorgelegt. Sie schlägt ein "Zwei-Schritte-Programm" vor: Bei der Weltklimakonferenz im Dezember sollen zunächst die wichtigsten Eckpunkte beschlossen, der endgültige Vertrag aber erst 2010 verabschiedet werden.
Klimaschützer sehen den dänischen Vorstoß jedoch mit Sorge. WWF-Klimaexpertin Günther: "Bei einer unverbindlichen politischen Erklärung in Kopenhagen besteht die Gefahr, dass sie nicht umgesetzt wird und im kommenden Jahr wieder zerredet wird."