Schmelzende Gletscher, vom Aussterben bedrohte Tierarten, Armut und Hunger in Afrika – kaum ein Tag vergeht, an dem uns nicht solche Schlagzeilen begegnen. Immer mehr Menschen versuchen deshalb zumindest in ihrem kleinen Mikrokosmos ein bisschen ökonomischer und ökologischer zu konsumieren, etwa mit fair gehandeltem Kaffee, Öko-Strom, Bio-Produkten oder energieschonenden Haushaltsgeräten. Auch beim Thema Geldanlage denken jetzt viele Bürger um. Ihnen reicht eine gute Rendite alleine nicht mehr aus. Sie möchten vielmehr auch wissen, was mit ihrem Geld passiert, das heißt, wo und wie es investiert wird.
Ein geeignetes Instrument dafür sind sogenannte nachhaltige Investments. Darunter versteht man Geldanlagen, bei denen über ökonomische Faktoren hinaus auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt werden. Gerade die Finanzmarktkrise macht deutlich, wie wichtig eine sorgfältige und langfristig orientierte Entwicklung ist. Manager etwa von Nachhaltigkeitsfonds achten bei ihrer Anlagepolitik darauf, dass bei den Zielunternehmen bestimmte soziale, ökologische oder ethische Standards eingehalten werden. Branchen wie Glücksspiel oder Rüstung werden deshalb von vorherein ausgeschlossen.
Performance ist nicht schlecht
"Das Thema Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Fokus", sagt Oliver Postler, Leiter Vermögensverwaltung und globale Investmentstrategie bei HVB Wealth Management. Es gebe eine deutliche Nachfrage von Seiten der Kunden. "Vor allem, weil nachhaltige und ertragreiche Geldanlage kein Widerspruch ist", so Postler.
In einer umfangreichen Studie hat die HVB zusammen mit der Ratingagentur Oekom Research sechs Jahre lang ein Paket nachhaltiger Aktien-Investments mit einem herkömmlichen Paket verglichen. Ergebnis: Nachhaltige Geldanlagen verzeichnen eine ähnliche, zum Teil sogar bessere Performance. "Das starke Interesse an Nachhaltigkeit ist eine Antwort auf die Krise", sagt Robert Hassler, Chef der Rating-Agentur Oekom Research. Viele Anleger hätten genug von der Intransparenz der Produkte sowie der kurzfristige Renditeorientierung.
Anlegern, die in nachhaltige Produkte investieren wollen, steht mittlerweile ein recht breites Spektrum an Aktien- und Rentenfonds gegenüber. Nach Informationen des Sustainable Business Institute (SBI) waren bis zur Jahresmitte insgesamt 301 nachhaltige Fonds in Deutschland, Österreich und Schweiz zum Publikumsvertrieb zugelassen.
Nachhaltigkeit ist auch Definitionssache
Doch wer sich die Produkte anschaut, wird schnell feststellen, dass der Begriff "Nachhaltigkeit" von den Fondsanbietern sehr unterschiedlich ausgelegt wird. Das Negativ-Screening oder Ausschlussprinzip ist zum Beispiel ein Ansatz bei der nachhaltigen Geldanlage. So werden Atomkraftkonzerne oder die Waffenindustrie ausgeschlossen, aber auch Länder, in denen die Todesstrafe nicht abgeschafft ist oder keine Demokratie herrscht. Bei der positiven Auswahl dagegen werden explizit Unternehmen ins Portfolio aufgenommen, die hinsichtlich bestimmter Kriterien gut abschneiden. Ein Ableger der positiven Auswahl ist die Variante „best-in-class“. Hier werden die Unternehmen innerhalb einer Industrie miteinander verglichen und die jeweils besten ausgewählt. Das kann jedoch zur Folge haben, dass auch ein Ölkonzern mit im Fonds ist, nur weil er ein bisschen umweltfreundlicher ist als die Konkurrenz. So bleibt Anlegern nur ein genauer Blick in den Verkaufsprospekt.
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Neben Fondsgesellschaften haben sich aber auch einige Banken auf das Thema Nachhaltigkeit konzentriert und ihr Geschäftsgebaren konsequent nachhaltig ausgerichtet. Auch kirchliche Banken zählen dazu, etwa die Evangelische Kreditgenossenschaft EKK in Kassel und die KD-Bank, die Bank für Kirche und Diakonie.
So setzte die KD-Bank als erste evangelische Kirchenbank und eine von wenigen Banken in Deutschland einen so genannten Nachhaltigkeitsfilter für ihre eigenen Wertpapieranlagen ein. Alle Kunden, die Spar- oder Termineinlagen bei der KD-Bank unterhalten, profitieren automatisch vom Nachhaltigkeitsfilter der Bank, der von einer unabhängigen Gesellschaft ständig überprüft wird. "Wir wollen dem Beratungsnotstand entgegentreten und bieten Transparenz und faire Betreuung", sagt Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzender der KD-Bank.
Die Kunden-Nachfrage ist deutlich gestiegen. Die Bank bietet zudem ausgewählte Fondsprodukte mit anderen Nachhaltigkeitskonzepten an, wie z.B. den Ökoworld Ökovision Classic oder die KCD-Nachhhaltigfonds, die die Kirchenbanken zusammen mit Union Investment aufgelegt haben. Doch Thiesler warnt: "Anlegern, die christliche Werte auch bei ihrer Geldanlage berücksichtigen möchten, raten wir, die verschiedenen Nachhaltigkeitsansätze, die am Markt angeboten werden, kritisch zu prüfen. Hier gilt es, Spreu vom Weizen zu trennen, da es leider auch viele Mogelpackungen gibt."
Großes Angebot bei kirchlichen Banken
Neben der KD-Bank hat auch die EKK ein breites Angebot an nachhaltigen Geldanlagen. Das Besondere sind die eigenen Fonds: Bereits 1991 hat die EKK den Öko-Aktienfonds für Anleger aus Kirche und Diakonie aufgelegt, damals unter dem Namen "KD Fonds Öko-Invest". Der Fokus der Fonds-Anlagestrategie liegt auf Unternehmen, die sich einerseits durch hohe Wachstumsraten auszeichnen und in deren Unternehmenspolitik das Thema Ökologie andererseits fest verankert ist. Daneben gibt es aber auch weitere Produkte für jeden Geschmack.
Die Kirche selbst legt ihr Geld inzwischen in Nachhaltigkeitsfonds an. Claus Meier, Leiter der Finanzabteilung der bayerischen Landeskirche, etwa, hat den INIK-Fonds mit ins Leben gerufen und dort Vermögen seiner Landeskirche angelegt. INIK steht für "Initiative für nachhaltiges Investment der Kirche" und ist ein Fonds, in den jeder investieren kann. Derzeit hat er ein Volumen von stattlichen 100 Millionen Euro. Ehtik ist dabei nur ein Aspekt, der andere lautet Rendite. Deshalb finden sich im Portfolio des Fonds nicht nur Ökoinvestments sondern auch Chemiefirmen, Energiekonzerne und Unternehmen für Konsumgüter wie Bayer, BASF, BMW, E.on oder RWE.
Mikrofinanz
Auf das Thema Mikofinanz setzt dagegen Oikocredit, eine genossenschaftliche Finanzierungseinrichtung, die zur Entwicklungsförderung Kredite und Kapitalbeteiligungen für Mikrofinanzinstitutionen, Genossenschaften und kleine und mittlere Unternehmen in Entwicklungsländern bereitstellt. Mikrokredite - das sind Darlehen zwischen zehn und einigen Hundert Euro - gelten als äußerst effiziente Strategie zur Armutsbekämpfung. Denn sie geben vielen benachteiligten Menschen die Chance, sich aus eigener Kraft eine Verdienstmöglichkeit zu schaffen.
Ab 200 Euro können Anleger Genossenschaftsanteile kaufen, sich also an Oikocredit beteiligen. Jährlich wird eine Dividende in der Höhe von maximal zwei Prozent ausgezahlt. Das ist zwar nicht gerade viel. Aber wie war das doch gleich? Immer mehr Anlegerwollen wissen, was mit ihrem Geld passiert. Die Rendite spielt da oft nur eine zweitrangige Rolle.