Der Chefermittler der Kabuler Polizei, Abdul Ghafar Sayedsada, sagte, bei dem eineinhalbstündigen Gefecht seien auch die drei Angreifer, zwei afghanische Sicherheitskräfte und ein Zivilist ums Leben gekommen. Nach Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes in Berlin wurden keine Deutschen verletzt oder getötet.
Angaben zur Nationalität der Opfer machten zunächst weder die UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) noch die Polizei. Sayedsada sagte, zwei ausländische UN-Mitarbeiter seien verwundet worden, sieben weitere seien von Sicherheitskräften gerettet worden. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte: "Das ist definitiv der Beginn der Mudschaheddin-Operationen gegen die Wahl." Die Opfer beim Sturm auf das UN-Gästehaus hätten bei der Vorbereitung der Wahl am 7. November mitgeholfen. Die Aufständischen hatten am Samstag alle Afghanen und Ausländer davor gewarnt, dass sie dadurch zum Ziel würden. Die UN unterstützen die Wahlvorbereitungen maßgeblich.
Schutz ausländischer Einrichtungen verschärft
Der UN-Sondergesandte Kai Eide sagte dem norwegischen Sender TV2: "Dies ist eine Tragödie für uns in der UN-Familie." Es sei das erste Mal, dass UNAMA einem solchen direkten Angriff ausgesetzt sei. Dem Sender NRK sagte Eide, ein Zusammenhang mit der Wahl sei "möglich". Die Wachmänner an dem Gästehaus hätten vermutlich eine höhere Opferzahl verhindert. Präsident Hamid Karsai verurteilte den Angriff und befahl den Sicherheitskräften, den Schutz ausländischer Einrichtungen zu verschärfen. In einer Erklärung der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft hieß es aus Stockholm, die Union sei "schockiert und bestürzt über diesen abscheulichen Terrorakt". Die EU stehe weiter hinter der UN-Mission in Afghanistan.
Kurz nach dem Angriff auf das Gästehaus beschossen die Taliban das einzige Fünf-Sterne Hotel des Landes, das Serena-Hotel in Kabul, mit Raketen. Dabei gab es nach Polizeiangaben keine Opfer. Sayedsada sagte, eine Rakete sei im Hotel eingeschlagen, eine weitere davor. Im Januar 2008 hatte ein Selbstmordkommando der Taliban das Luxushotel angegriffen und mehrere Menschen getötet. Die Sicherheitsmaßnahmen waren danach drastisch verschärft worden.
Bereits vor der ersten Runde der Präsidentschafswahl am 20. August hatten die Taliban ihre Angriffe in Kabul und in anderen Landesteilen verschärft. Der Wahltag selber war der Tag mit den meisten Angriffen und Anschlägen seit Beginn des internationalen Engagements in Afghanistan vor gut acht Jahren. Die Abstimmung war von Wahlbetrug überschattet worden. Nach Abzug gefälschter Stimmen hatte Karsai die absolute Mehrheit knapp verfehlt. Der Amtsinhaber muss sich daher am 7. November einer Stichwahl mit seinem wichtigsten Herausforderer, dem früheren Außenminister Abdullah Abbdullah, stellen.