Arme Länder wollen mehr Hilfe gegen Klimafolgen

Arme Länder wollen mehr Hilfe gegen Klimafolgen
Der Klimawandel kommt, das wissen auch die kleinen Staaten und Entwicklungsländer. Sie sind besonders von den Folgen der Klimaveränderungen betroffen und fordern mehr Hilfe von den reichen Staaten, die zugleich die Hauptverursacher der menschlichen Ursachen für den Klimawandel sind.

Mehrere Entwicklungsländer haben die Industriestaaten eindringlich zu mehr Engagement gegen den Klimawandel aufgerufen. Zum Abschluss der Europäischen Entwicklungstage am Samstag in Stockholm erinnerten unter anderem Regierungsvertreter aus Haiti, Mikronesien, den Malediven, Bangladesch, Ruanda und Burkina Faso die reichen Länder an ihre historische Verantwortung für die Erderwärmung. Unterdessen forderte der Chef des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, die EU-Länder auf, rasch finanzielle Hilfen zur Unterstützung der Entwicklungsstaaten im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen zu beschließen. Andernfalls drohe der Weltklimagipfel in Kopenhagen im Dezember zu scheitern, sagte Steiner dem "Spiegel".

"Die Menschen in den Entwicklungsländern bezahlen die Rechnung für die Lebensweise der Industrieländer", unterstrich die Ministerpräsidentin Haitis, Michele Pierre-Louis, in Stockholm. "Wir können unser Schicksal nicht allein entscheiden", sagte der mikronesische Präsident Emmanuel Mori. Der Pazifikstaat besteht aus über 600 teils winzigen Inseln, die durch den Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind.

Auch der maledivische Außenminister Ahmed Shaheed, dessen Kabinett kürzlich demonstrativ eine Sitzung unter Wasser abgehalten hatte, zeigte sich äußerst besorgt über die drohenden Überflutungen. Er bekräftigte, dass die Malediven schon zum Jahr 2020 eine neutrale Klimabilanz vorweisen wollten.

Industrieländer tragen "historische Verantwortung"

Es sei klar, dass auch Entwicklungsländer ihren Teil zum Klimaschutz beitragen müssten, erklärte der ruandische Ressourcenminister Stanislas Kamanzi. Die Industrieländer trügen jedoch eine historische Verantwortung, sagte Umweltminister Hasan Mahmud aus Bangladesch. Auch große Schwellenländer müssten sich mehr engagieren.

Die Teilnehmer der Europäischen Entwicklungstage hatten sich mit der Vorbereitung der Weltklimakonferenz in Kopenhagen beschäftigt. Die internationale Gemeinschaft will dort ein neues Abkommen zur Reduzierung gefährlicher Treibhausgase aushandeln. Es soll das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ablösen.

UN-Umweltchef Steiner ermahnte die EU-Staaten, die armen Länder bei der Anpassung an die Erderwärmung mit Milliardenbeiträgen zu unterstützen. "Die Staats- und Regierungschefs der EU müssen bei ihrem Gipfel Ende der Woche in Brüssel konkrete Summen nennen, mit denen Entwicklungsländer rechnen können." Ansonsten werde es am nötigen Vertrauen ärmerer Länder fehlen, um einem Weltklimavertrag zuzustimmen.

EU soll klar Stellung gegen Emissionen beziehen

Am vergangenen Dienstag hatten sich die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen in Luxemburg nicht auf konkrete Zusagen für Finanzhilfen einigen können. "Wer bis zur letzten Minute warten will, bis er seine Karten auf den Tisch legt, schafft ein extrem schlechtes Verhandlungsklima", kritisierte Steiner. Länder wie China, Indonesien und Mexiko seien bereit, ihren Ausstoß an Treibhausgasen zu begrenzen. Voraussetzung dafür sei aber, dass sie mit einem fairen Ausgleich der Kosten rechnen können.

Die von der EU-Kommission genannte Summe von bis zu 15 Milliarden Euro jährlich sei ein "absolutes Minimum", zu dem sich auch der Europäische Rat bekennen müsse, erklärte Steiner. Angebracht wäre ein "Sofortfonds", damit es nicht Jahre dauere, bis Geld für effizientere Kraftwerke und erneuerbare Energien fließt. Zudem müsse beim EU-Gipfel bekräftigt werden, dass die 27 Staaten ihr CO2-Reduktionsziel von 20 auf 30 Prozent bis 2020 erhöhen werden, wenn es zu einem erfolgreichen Abschluss in Kopenhagen kommt.

epd