Selig, die traurig sind, denn sie werden getröstet werden. So sagt es uns in dieser Stunde die Heilige Schrift zu.
Betroffenheit, Bestürzung, Fassungslosigkeit, ja auch Wut waren in den vergangenen Tagen unsere Begleiter, und sie werden es wohl auch über diesen Abend hinaus sein. Dazu mischen sich Hilflosigkeit und Trauer.
Der Mensch, der trauert, er hat erlebt, was Finsternis bedeutet, und er möchte dieses Tal der Finsternis durchschreiten. Mir scheint, wir befinden uns in diesem Tal der Finsternis, weil wir Schreckliches erlebt haben. Ich sage ganz bewusst, wir alle haben Schreckliches erlebt:
Mein Blick geht zu Dominik Brunner, dem unser ganzer Respekt für seinen mutigen Einsatz gilt; ein Einsatz, den er mit seinem Leben bezahlt hat. Sein bester Freund sagte gestern Abend, die Lebensphilosophie von Dominik Brunner war, Konflikte nach Möglichkeit mit Worten zu lösen. Er hat auf schmerzliche Weise erlebt, dass das nicht die innere Haltung eines jeden Menschen ist.
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Mein Blick geht zu den Kindern, die bedrängt wurden und die schreckliche Tat miterlebt haben. Welch tiefe Verletzung, die sie wohl ein Leben lang begleiten wird. Mein Blick geht zu allen, die mit auf dem Bahnsteig waren und aus welchen Gründen auch immer nichts tun konnten oder wollten. Auch sie müssen ein Leben lang damit umgehen.
Und, es mag in unseren Ohren schmerzlich klingen, mein Blick geht auch zu den Tätern. Sie haben schwere Schuld auf sich geladen, es ist nicht damit getan, sich über den Anwalt zu entschuldigen (man wollte nicht, dass Herr Brunner stirbt) und auch die beiden müssen damit in ihrem Leben fertig werden. Sollten wir nicht schon aus diesem Grund an sie denken?
Dieser, mein Blick, es ist ein Blick voller Trauer, weil auch ich mir die Frage stelle: Was hättest du getan? Wärst du fähig gewesen, etwas zu tun?
Selig, die traurig sind, denn sie werden getröstet werden. Woher wird uns der Trost kommen? Er wird begründet sein im gegenseitigen Zuspruch, nicht in der Anklage. Er wird begründet sein darin, dass wir wissen, Wunden können heilen, selbst wenn Narben zurückbleiben. Und letztlich wird der Trost nur darin begründet sein können, dass wir versuchen, darauf zu vertrauen, dass da eben doch der da ist, den wir unseren Gott nennen.