Kirche und Theater suchen Gemeinsamkeiten im Reformationsjahr

Kirche und Theater suchen Gemeinsamkeiten im Reformationsjahr
Evangelische Kirche und Theater wollen im kommenden Dekadenjahr zur Reformation nach Gemeinsamkeiten suchen.

Sowohl Kirche als auch Theater stellten sich zentralen Lebensfragen wie Vergebung und Schuld, sagte Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst Deutsch Theaters, am Donnerstag in Hamburg. Beide Institutionen machten Menschen für das Leid des anderen "empfindlich". Dennoch hätten beide wenig miteinander zu tun. Am 31. Oktober wird in Hamburg das Themenjahr "Bild und Bibel" zum Reformationsjubiläum 2017 eröffnet. Die Nordkirche hatte am Donnerstag zu einer Impulstagung in die Hamburger Kunsthalle eingeladen.

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Gemeinsam sei Kirche und Theater, dass sie früher Marktplatz für gesellschaftliche Themen gewesen seien, sagte Vértes-Schütter. Heute seien sie an den Rand gedrängt und müssten verstärkt für sich werben. Viele Kirchengemeinden böten Pantomime, Performance und Bibliodrama an. Bei zahlreichen Theater-Skandalen werde aber deutlich, dass es ein historisch gewachsenes Misstrauen des Theaters gegenüber kirchlicher Bevormundung gebe. Beide Institutionen könnten jedoch sinnvolle Beiträge für eine künftige multireligiöse Gesellschaft leisten.

Nach Einschätzung von Jörg Bochow, Dramaturg des Deutschen Schauspielhauses, herrscht weitgehende Unkenntnis über den aktuellen Diskussionsstand der jeweils anderen Seite. Vertreter von Kirche und Theater würden selten aufeinandertreffen. Sowohl Kirche als auch Theater hätten mit dem Traditionsabbruch zu kämpfen. Das Wissen um den Wert der Sprache schwinde.

Sowohl Gottesdienste als auch Theateraufführungen hätten den Anspruch, das Leben des Besuchers zu verändern, sagte Pastor Daniel Mourkojannis, Reformationsbeauftragter der Nordkirche. Beide Formen wendeten sich gegen die Ökonomisierung und Bürokratisierung des Lebens. Der Hamburger Propst Karl-Heinrich Melzer warb angesichts der Gemeinsamkeiten für einen stärkeren Dialog. Eine Predigt sei im Kern eine Inszenierung von biblischen Texten. Auch die Kirche habe die Aufgabe, Menschen anzustoßen und zu irritieren.

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Bundesweite Prominenz wird am Reformationstag (31. Oktober) in Hamburg zur Eröffnung des Kultur-Themenjahrs "Bild und Bibel" erwartet, darunter Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sowie evangelische Bischöfe. 2017 erinnert die evangelische Kirche an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) an der Schlosskirche in Wittenberg. Das Ereignis gilt als Beginn der Reformation. Die Luther-Dekade widmet sich Jahr für Jahr einem zentrales Thema der Reformation.