Mehrere Hundert Menschen haben am Samstag in Freiburg Abschied von dem getöteten Pfarrer Christof Schorling genommen. Der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland, Hans-Jörg Voigt, würdigte Schorlings weltzugewandte, menschenfreundliche Liebe. Er sei bei der Ausübung seines seelsorgerlichen Auftrages ums Leben gekommen, sagte er. Schorling (55) war Superintendent seiner Kirche in Baden. Er war am Dienstag von einem offenbar psychisch kranken Mann erstochen worden.
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Der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh drückte den Angehörigen sein Mitgefühl aus: "Wir sind bestürzt, wie plötzlich und brutal das Leben Ihres Mannes und Vaters zu Ende gegangen ist", sagte er. Schorling sei ein kluger und nachdenklicher Kollege und für die badische Landeskirche ein vertrauter ökumenischer Partner gewesen. Die unfassbare Tat sei mitten in seinem Dienst am Evangelium geschehen.
Die meisten der Trauergäste verfolgten die Feier draußen vor der nur rund 150 Besucher fassenden Erlöserkirche. In der kleinen Sandsteinkirche direkt neben dem Alten Friedhof war Schorlings Sarg aufgebahrt, daneben stand ein großes Bild des Toten, das ihn im weißen Talar und mit einer roten Stola zeigte.
Der Freiburger katholische Dekan Wolfgang Garber bezeichnete Schorling als "Glaubenszeugen und Märtyrer". Freiburgs Sozialbürgermeister Ulrich von Kirbach beschrieb die Mordtat als eine Tat, die die ganze Stadt erschüttert habe.
Schorling hinterlässt eine Frau und drei erwachsene Kinder. Er war mit bischöflichen Aufgaben für die gesamte Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden betraut, zu der sieben Gemeinden mit mehr als 3.000 Mitgliedern gehören. Sie ist eine kleine selbstständige evangelische Kirche neben der badischen Landeskirche mit ihren 1,2 Millionen Mitgliedern.
Der 30-jährige mutmaßliche Täter hatte Schorling bei einem seelsorgerlichen Gespräch angegriffen. Er war unmittelbar nach der Tat festgenommen und in eine Klinik gebracht worden. Am Mittwoch hatte der Haftrichter dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf eine einstweilige Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung stattgegeben. Die Ermittlungen werden wegen Verdachts des Totschlags geführt. Der 30-Jährige ist der Enkel eines Mitglieds der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Freiburg.