Dresden wehrt sich gegen Neonazi-Aufmarsch

Dresden wehrt sich gegen Neonazi-Aufmarsch
Dresden hat am Samstag ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Weit mehr als 1.000 Menschen protestierten nach Veranstalterangaben gegen einen Aufmarsch von Neonazis. Die Gegendemonstranten besetzten Plätze und Straßen, um den nach Polizeiangaben rund 400 Neonazis den gewünschten Weg ins Stadtzentrum abzuschneiden.

Die Rechtsextremisten marschierten schließlich zwei Stunden im Nordwesten der Stadt. Die angekündigten rund 1.000 Teilnehmer erreichten sie bei weitem nicht. Ihr Aufmarsch unter der Überschrift "Zukunft statt Überfremdung" richtete sich gezielt gegen Ausländer und Flüchtlinge.

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"In Dresden ist es für die Nazis nicht mehr möglich, einen Großaufmarsch geplant durchzuführen", sagte der Sprecher des "Dresdner Forums gegen Rechts", Frank Neumann: "Die Polizei war gezwungen, den Aufmarsch ins Dresdner Niemandsland umzuleiten."

Die Bilanz lasse sich auf einen Satz reduzieren, erklärte Polizeiführer Horst Kretzschmar am Abend: "Es blieb friedlich." Jeder habe sein Grundrecht ausüben können, ein Protest in Hör- und Sichtweite sei möglich gewesen. Die Polizei sprach von mehreren Hundert Neonazi-Gegnern. Es seien "deutlich mehr Gegendemonstranten auf Dresdens Straßen als Teilnehmer des rechten Aufzuges" gewesen.

Gerangel zwischen 150 Personen

Laut Polizeiangaben kam es zu einem kurzen Gerangel zwischen etwa 150 Personen des linken Spektrums und Einsatzkräften. Dabei wurde eine Beamtin durch einen Tritt verletzt und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Ein 21-Jähriger müsse sich wegen einer gefährlichen Körperverletzung verantworten, hieß es.

Etwa ein Dutzend Protest-Kundgebungen waren angemeldet. Doch nur wenige hundert Gegendemonstranten schafften es in Sicht- und Hörweite. Erst zur Abschlusskundgebung der Rechtsextremisten konnte lautstarker Protest entgegengebracht werden. Die Polizei hatte die beiden Lager weiträumig getrennt. Rund 2.000 Beamte waren im Einsatz.

Katz- und Maus-Spiel mit Polizei

Neumann kritisierte "die Einschüchterung von Gegendemonstranten durch Wasserwerfer und das vereinzelte Kesseln von Demonstranten". Dadurch habe die Polizei eine unnötige Eskalation in Kauf genommen, sagte er. Tatsächlich lieferten sich Polizei und Gegendemonstranten ein Katz- und Maus-Spiel. Offiziell war die Route nicht bekanntgegeben worden. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) hatte noch am Mittag zum friedlichen Protest in Hör- und Sichtweite aufgerufen - doch ohne Angaben zur Neonazi-Marschroute.

Dafür betonte sie in ihrer kurzen Ansprache am Neustädter Bahnhof: "Es bringt was, wenn wir auf die Straße gehen." Die Dresdner hätten in der Vergangenheit "vielfach bewiesen, dass wir Fanatismus viel entgegenzusetzen haben." Weiter sagte sie: "Wir lassen uns unser Dresden nicht verschmutzen mit menschenverachtenden Ideologien."