SPD-Chef Sigmar Gabriel hob am Donnerstag vor allem Schorlemmers Mut und Entschlossenheit hervor. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bescheinigte dem evangelischen Pfarrer, sich stets unerschrocken für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt zu haben. Die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann nannte den langjährigen Wittenberger Studienleiter einen "wortgewaltigen Einmischer und Mahner". Schorlemmer wird am Freitag 70 Jahre alt.
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Gabriel schrieb an den Theologen, er habe als Prediger in Wittenberg den Menschen Mut gemacht. Die friedliche Revolution in der DDR sei Menschen wie Schorlemmer zu verdanken, "die sich einbrachten und Demokratie und Freiheit erstritten, zur Versöhnung und nicht zur Rache aufriefen". Auch im vereinten Deutschland sei der Theologe "eine Stimme, die gehört wird". Woidke erinnerte an Schorlemmers Protest 1968 gegen den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei und sein Engagement in der Friedens- und Umweltbewegung der DDR. "Sie haben die Freiheit eines Christenmenschen im wahrsten Sinne des Wortes gelebt und tun es noch heute", schrieb Woidke.
Junkermann würdigte den Geistlichen als "Freund der klaren Worte". Die Freiheit der Gedanken und der Rede, für die er jahrzehntelang gekämpft habe, seien für ihn keine Theorie. "Wenn ihn etwas bedrückt, meldet er sich unerschrocken, klar in der Sache und mit einer deutlichen Sprache", sagte die Bischöfin. Für viele Christen in der DDR sei Schorlemmer ein "Richtungsweiser" gewesen.
Schorlemmer wurde am 16. Mai 1944 in Wittenberge (Prignitz) geboren und studierte 1962 bis 1967 Theologie in Halle. Seit 1978 arbeitete er als Dozent am Wittenberger Predigerseminar, 1992 wechselte er an die Evangelische Akademie in der Lutherstadt. Dort war er bis zu seinem Ruhestand 2007 Studienleiter für Theologie und Zeitgeschichte. 1989 gehörte Schorlemmer in Dresden zu den Begründern des Demokratischen Aufbruchs, der später in der CDU aufging. Für sein Engagement als Bürgerrechtler und Publizist erhielt er unter anderem die Carl-von-Ossietzky-Medaille, den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und das Bundesverdienstkreuz.