In ihrer Predigt zum Auftakt der diesjährigen Wartburg-Gottesdienste am Sonntag sagte sie, nach der anfänglichen Bindung an Thron und Altar habe der Protestantismus "gelernt, dass es auch gilt, widerständig zu sein". Neben dem christlichen Widerstand im Nationalsozialismus zeige dies auch der Einsatz derjenigen, die vor 25 Jahren "in der DDR die Türen weit aufgemacht haben für freie Rede, Auseinandersetzung und Kritik".
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Nach dem Vorbild vom Herbst 1989 und dem Ruf "Keine Gewalt!" gelte es nunmehr im Blick auf die Situation in der Ukraine, "die Stimme des Friedens zu erheben", sagte Käßmann. Angesichts der neuen Kriegsangst "haben wir anzumahnen, dass alle sich gemeinsam an einen Tisch setzen, gewaltfreie Lösungen gefunden und die Interessen in einen Ausgleich gebracht werden", betonte sie. Europa "und gerade auch wir Deutschen" wüssten, welche Zerstörung ein Krieg mit sich bringe, fügte die Theologin hinzu.
Die traditionelle Gottesdienst-Reihe erinnert an den Aufenthalt Martin Luthers auf der Wartburg bei Eisenach. Seit der Ankunft des Reformators auf der Burg am 4. Mai 1521 bot ihm das Versteck als "Junker Jörg" Schutz vor Verfolgung durch kaiserliche Truppen, nachdem er zuvor auf dem Reichstag von Worms für vogelfrei erklärt worden war. Vor dem Gottesdienst eröffnete Käßmann auf der Wartburg eine Sonderausstellung mit Münzen zum Thema Reformation. Es sei "hoch spannend", auf den Münzen Luther und Katharina im Wandel der Zeiten zu sehen, sagte die Reformationsbotschafterin.
Für den Abend war Käßmann mit einem Vortrag zum "Eisenacher Luthergespräch" angekündigt. Im Rahmen dieser Reihe sollen künftig zwei Mal im Jahr Theologen, Politiker und Kulturschaffende in einem Kurzvortrag zu Glaubens- und Lebensfragen Stellung nehmen. Anschließend ist jeweils ein Dialog mit den Gästen der öffentlichen Veranstaltungen vorgesehen.