Grimme-Direktor: "Fernsehen ist das wichtigste Kulturmedium"

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Grimme-Direktor: "Fernsehen ist das wichtigste Kulturmedium"
Der scheidende Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, bedauert, dass das Medium Fernsehen in der Gesellschaft eher gering geschätzt wird.
03.04.2014
epd
Diemut Roether

"Fernsehen ist für die meisten Menschen das wichtigste Kulturmedium im Alltag", sagte Kammann in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Für die meisten ist Fernsehen das Medium, in dem sie Fiktion sehen und sich informieren." Der Grimme-Preis, der am Freitag in Marl zum 50. Mal verliehen wird, sei "ein Versuch, in diesem ewigen Strom von Bildern Markierungen zu setzen".

Der Grimme-Preis verdeutliche, "was Fernsehen in seiner Substanz bedeutet", sagte Kammann. Er stehe für das Ideal, "dass Fernsehen zivilisieren und kultivieren kann", ganz im Gegensatz zu dem schlechten Ruf der Zerstreuung und Verdummung, der dem Medium anhänge. Die Auszeichnung sei "ein Beleg dafür, dass das Fernsehen zu exzellenten Produkten mit gesellschaftsdienlicher Funktion fähig ist".

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Das größte Kapital des Preises sei die Unabhängigkeit der Jurys, sagte Kammann. "Jeder Träger weiß, es wäre der Tod der Reputation, wenn man versuchen würde, Einfluss zu nehmen." Der besondere Wert des Preises liege in den intensiven Diskussionsprozessen in den Nominierungskommissionen und Jurys, die der Preisfindung vorangingen.

Der Grimme-Direktor widersprach dem Eindruck, dass das Fernsehen schlechter geworden sei: "Es gab zu allen Zeiten und in allen Jahren herausragendes Fernsehen. Ich glaube, dass das Fernsehen in seinen besten Hervorbringungen eher noch besser geworden ist. Es ist ästhetisch raffinierter, die professionellen Standards sind sehr hoch." Auch gebe es viel mehr Filmhochschulen, die talentierte Regisseure und Autoren hervorbrächten.

Das deutsche Fernsehen könne dem Vergleich mit dem amerikanischen Fernsehen durchaus standhalten, sagte Kammann. Er würde sich aber im deutschen Fernsehen mehr Experimente wünschen: "Dass die reichen deutschen Sender mehr Werkstattwillen entwickeln, dass sie mehr in Gewagtes investieren, das wäre unbedingt zu fordern." Es gebe "zu viel an Wagnisverhinderung, an Bedenken und viel zu wenig Einsatz an Risikokapital". Er hoffe, dass ein Erfolg wie die dänische Serie "Borgen" auch die deutschen Sender ermutige und anstachle, "weil er zeigt, was möglich ist".

Kammann steht seit 2005 an der Spitze des Grimme-Instituts. Am 30. April geht er in den Ruhestand. Neue Grimme-Direktorin wird am 1. Mai Frauke Gerlach, bis vor kurzem Vorsitzende des Medienrats der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und Vorsitzende des Aufsichtsrats des Grimme-Instituts. Träger des Grimme-Instituts sind der Deutsche Volkshochschul-Verband, der Westdeutsche Rundfunk, das Zweite Deutsche Fernsehen, die LfM, die Film- und Medienstiftung NRW, die Stadt Marl und das Land Nordrhein-Westfalen.