Caritas mahnt zu mehr Verantwortung beim Einkaufen

Caritas mahnt zu mehr Verantwortung beim Einkaufen
Handy-Bauteile kommen aus dem Kongo, die osteuropäische Pflegekraft lässt ihr Kind zurück, um in Deutschland zu arbeiten: Welche globalen Auswirkungen das eigene Konsumverhalten oder die Nutzung von Dienstleistungen haben, ist vielen Verbrauchern oft nicht bewusst. Mit ihrer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Kampagne "Weit weg ist näher, als du denkst", will die Caritas auf diese Zusammenhänge aufmerksam machen.
08.01.2014
epd
Tanja Tricarico

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"Unser Verhalten in den reichen Ländern wirkt sich auf die Lebensbedingungen in armen Ländern aus", sagte der Präsident des katholischen Hilfswerks, Peter Neher, anlässlich der Vorstellung. Jeder Einzelne könne dazu beitragen, die Welt sozialer und gerechter zu machen.

Weltweiter Handel und Kommunikation über Kontinente und Ländergrenzen hinweg seien rund um die Uhr möglich, hob Neher hervor. Das bringe Vorteile, habe aber auch seinen Preis, den vor allem Menschen in den Entwicklungsländern zahlen würden. Der Caritas-Präsident wies in diesem Zusammenhang auf die Brände in den Textilfabriken in Bangladesch oder den Abbau von Rohstoffen im Kongo hin, die für die Produktion elektronischer Geräte verwendet werden.

Ein Fokus der Kampagne liegt auf dem Umgang mit Mobiltelefonen. Den meisten Menschen sei nicht bewusst, dass das für die Handy-Produktion erforderliche Tantal meist unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert werde. Auch über die Entsorgung der Geräte denke kaum ein Nutzer nach. Viele Altgeräte landeten Neher zufolge auf afrikanischen Müllhalden. Er appellierte nicht nur an das Gewissen der Verbraucher, sondern forderte auch Industrie und Politik auf, eine bessere Zertifizierung voranzutreiben. Nur so könne der Verbraucher erkennen, ob es sich um fair hergestellte Waren handelte.

Auch bei Dienstleistungen "globale Verflechtungen"

Nicht nur beim Einkauf sondern auch im Dienstleistungssektor zeigen sich Neher zufolge die Auswirkungen globaler Verflechtungen. Immer mehr Pflegebedürftige wollen möglichst lange zuhause leben und sind auf Hilfen angewiesen. Da Fachkräfte fehlen, ist Personal aus dem Ausland gefragt. Caritas-Angaben zufolge arbeiten mehr als 100.000 Pflegekräfte aus Osteuropa in Deutschland. Die meisten Jobs würden von Frauen übernommen, die für die Tätigkeit im Ausland ihre Kinder in der Heimat zurücklassen.

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"Wir haben hier eine Verantwortung. Probleme, die der demografische Wandel mit sich bringt, dürfen wir nicht zulasten anderer lösen", sagte Neher. Man müsse dafür Sorge tragen, dass die Frauen geregelte und verlässliche Arbeitsbedingungen haben und ihre Kinder gut versorgt seien. Neher hofft hier auf die Unterstützung der Politik. Bisher fühlten sich die Betroffenen häufig allein gelassen.

Schwerpunkt der Caritas-Kampagne sind der Klimawandel und der Krieg um Rohstoffe, Flucht und Vertreibung sowie Migration und Integration. Das Hilfswerk hat dazu nicht nur Beispiele veröffentlicht, sondern auch Tipps und Hinweise für Verbraucher gesammelt.