Umweltverband protestiert gegen Einsatz von Sexualhormonen bei Schweinen

Umweltverband protestiert gegen Einsatz von Sexualhormonen bei Schweinen
Deutschland ist laut Umweltschützern zum Eldorado der industriellen Massentierhaltung geworden. Um die Erträge bei der Schweinezucht zu erhöhen, würden nicht nur tonnenweise Antibiotika sondern auch Hunderte Kilo Hormone eingesetzt.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat den Hormoneinsatz in der Schweinezucht verurteilt. Entsprechende Präparate würden in der industriellen Massentierhaltung eingesetzt, um die Sexualzyklen von Sauen gleichzuschalten und die Anzahl der geborenen Ferkel zu erhöhen, kritisierte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger am Dienstag in Berlin. Während der Einsatz von Wachstumshormonen in der Tierzucht in Deutschland verboten ist, dürfen Sexualhormone eingesetzt werden.

Die Verabreichung von Hormonen verstoße gegen das Tierschutzgesetz, das den Einsatz von Arzneien nur zur Heilung vorsehe, sagte Weiger und forderte eine Kehrwende: "Weg von der Massentierhaltung und weg von der Subventionierung einer Agrarindustrie, die Tiere zu Gebärmaschinen macht."

Hormonbehandlung sorgt für mehr Geburten

Die durch Hormone gesteuerte Synchronisierung der Wurfzeiten seien ein weiterer Beleg für das "gesamte zunehmend pervertierte System", sagte Weiger. Während in Holland ein Umdenken stattfinde und industrielle Massentierhaltung vom Staat ausgebremst werde, sei Deutschland in den vergangenen Jahren zum "Fluchtort der Agrarindustriellen" geworden.

###mehr-artikel###

Besonders viele Schweinzuchtfabriken gibt es den Angaben zufolge in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Während der bundesdeutsche Durchschnitt beim Sauenbestand nach BUND-Angaben bei 190 Tieren pro Stall liegt, sind es in den beiden ostdeutschen Länder 1.000 Tiere. 

Die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning bezeichnete den in Deutschland erlaubten Einsatz von Sexualhormonen in der Ferkelzucht als "Schmiermittel der Industrialisierung". Die Hormone gewährleisten Geburten am Fließband bei minimalen Personalaufwand, sagte Benning. Auch würden dadurch immer größere Würfe von bis zu 19 Ferkeln möglich. Da jede Sau aber nur über 14 Zitzen verfüge, würden die überzähligen Tiere zumeist einfach erschlagen.

BUND fordert transparente Daten zum Hormoneinsatz

Laut der BUND-Agrarexpertin landen die Hormone über die Ausscheidungen der Tiere auch in der Umwelt und früher oder später auch im Trinkwasser. Zudem kann es Rückstände im verkauften Schweinefleisch geben. Für eine umfassende Risikobewertung fehlen laut BUND aber die Daten.

###mehr-links###

Die zuletzt veröffentlichte Zahl stammt den Angaben zufolge aus dem Jahr 2003. Damals wurden 670 Kilogramm Hormonpräparate pro Jahr in der Veterinärmedizin eingesetzt, was etwa fünf Prozent aller in Deutschland verwendeten Hormone entsprach. Wegen des massiven Ausbaus industrieller Massenzuchtbetriebe in den vergangenen zehn Jahren geht der Umweltverband davon aus, dass die Menge seitdem deutlich zugenommen hat.

Der BUND-Vorsitzende forderte von Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich (CSU) deshalb eine Offenlegung der Daten zum Hormoneinsatz bei Schweinen und mehr behördliche Kontrollen in den Schweinezuchtbetrieben. Mehr Transparenz fordert der Verband auch bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen EU und USA. Es bestehe die Gefahr, dass die niedrigen US-Standards beim Hormonseinsatz in der Tierzucht so über die Hintertür auch für Europa gelten werden. Unter dem Motto "Wir haben es satt" rufen Umweltverbände zur Grünen Woche in Berlin für den 18. Januar zu einer Demonstration gegen Massentierhaltung auf.