Die den deutschen Tafeln ähnlichen "Restos" haben 2012 rund 960.000 Menschen in Frankreich mit Lebensmitteln versorgt. Die Restos haben das ganze Jahr über geöffnet, erklärt die Vereinspräsidentin der Region Rhônes-Alpes in Lyon, Catherine Ruscica. Ihnen gehe es um mehr, als Nahrungsmittel nahezu kostenlos anzubieten. Ihr Ziel sei die Wiedereingliederung der Armen in den Alltag.
In der Region Rhônes-Alpes gehören dazu auch vier sogenannte Ateliers, in gewisser Weise sind das Lehrwerkstätten. Das Arbeitsamt schickt ihnen Leute, die dann als Gärtner, Logistiker, Handwerker für Renovierungsarbeiten und Anbauer von Obst und Gemüse in den sogenannten Gärten des Herzens arbeiten. "Wir bilden sie aus, damit sie wieder eine Arbeit finden", sagt Ruscica. Es sei nicht möglich, dass alle sofort einen Job fänden, aber so viele wie möglich, so bald wie möglich.
Rentner, Alleinerziehende, Studenten bitten um Hilfe
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Zusätzlich bieten die Restos einen Kleidermarkt an, eine Bibliothek, Sozialberatung oder kulturelle Veranstaltungen. "Wir betrachten jeden einzelnen Fall", erklärt die Vereinspräsidentin. Es werden immer mehr Bedürftige, sagt sie. In diesem Jahr ist ihre Zahl auf eine Million gestiegen, schätzen die Restos. "Das Spektrum der Leute, die kommen, hat sich vergrößert", so Ruscica, die seit zehn Jahren ehrenamtlich tätig ist. Rentner, Alleinerziehende, frühere Unternehmer, die ihre Firma verloren haben, und auch Studenten bitten um Hilfe.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den offiziellen Statistiken wider. Im Armutsbericht der französischen Regierung aus dem Jahr 2012 heißt es bereits, dass die Finanzkrise von 2008 die Armut verstärkt und "ihr Gesicht verändert" hat. Ein Prozess, den auch das französische Statistikamt Insee in einem Bericht aus diesem Jahr bestätigt: "Die Personen, die in einer alleinerziehenden Familie leben, sind besonders von Armut betroffen. Ebenso Mehrkindfamilien." 2011 lebten den Angaben zufolge 8,7 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze, die bei 977 Euro im Monat lag. Die Hälfte von ihnen sogar unter 790 Euro.
Finanzierung: Zur Hälfte aus Spenden
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Die Restos sind nicht die einzige Organisation, die Menschen mit Lebensmitteln versorgt, aber sie ist die einzige, die frei von Einflüssen kirchlicher, staatlicher oder unternehmerischer Seite ist. Sie finanzieren sich fast zur Hälfte aus Spenden. Es gibt nur vier Festangestellte in Lyon, der Rest sind Ehrenamtliche.
Patrick Leroux leitet das größte Resto in der Region Rhône-Alpes. Im vergangenen Jahr haben dort rund 100 ehrenamtliche Helfer knapp 1.000 Familien mit Lebensmitteln versorgt. "Früher hatten wir nur drei halbe Tage geöffnet, mittlerweile sind es sieben halbe Tage", sagt er. Für viele Menschen sei es schwierig, den ersten Schritt zu wagen. Einige hätten auch nur das Bedürfnis zu sprechen, denn viele seien einsam. Auch wenn die "Restos du Coeur" nicht die Welt verändern könnten, sagt Leroux, würden sie so lange unterstützend zur Seite stehen, wie dies nötig sei. "Wenn jemand nicht mehr auftaucht, ist das ein gutes Zeichen."