Gegen das Verbot hatte der Star einer Reality-Fernsehserie mit dem Titel "Sister Wives" geklagt, Kody Brown. In der Serie geht es um Browns Alltag mit seinen vier "Ehefrauen" und deren 17 Kinder. Der zeitweise in Utah lebenden Familie drohte ein Strafverfahren wegen des Verbotes. Die Browns gehören der "Apostolischen Vereinigten Bruderkirche" an, einer Abspaltung der Mormonen. Diese praktizierten bis Ende des 19. Jahrhunderts die Vielehe. Zehntausende Menschen leben noch heute in Gruppen und Sekten, die an der alten Lehre festhalten.
Standesamtlich ist Brown mit nur einer der Frauen verheiratet. Die anderen drei gelten als "Schwester-Frauen". Dem Urteil zufolge dürfen Polygamisten weiterhin nicht standesamtlich heiraten. Allerdings darf der Staat demnach nichts gegen polygame Lebensgemeinschaften unternehmen. Richter Waddoups bezog sich auf ein US-Verfassungsurteil von 2003, wonach der Staat freiwilliges "intimes Handeln" Erwachsener nicht behindern darf. Damals ging es um gleichgeschlechtliche Beziehungen. Dem neuen Urteil zufolge gilt das Nicht-Einmischungsprinzip auch für Männer und Frauen, die polygam leben wollten.
Bitte um Toleranz
Zudem verletze Utahs Verbot der religiös begründeten Vielehe das Verfassungsprinzip der Trennung von Kirche und Staat, hieß es in dem Urteil. Kläger Brown begrüßte die Entscheidung. Viele Menschen lehnten zwar "plurale Familien" ab, räumte er am Samstag in der Zeitung "Salt Lake Tribune" ein. Er hoffe jedoch auf Toleranz für seine aus religiöser Überzeugung gewählte Familienform. 62 Prozent der Bewohner von Utah sind dem Bericht zufolge Mormonen. Landesweit sind es knapp zwei Prozent aller US-Amerikaner. Das Baptistentheologe Russell Moore kritisierte im Sender CNN, die Vielehe schade Frauen und Kindern. Wenn das Konzept Ehe dehnbar werde wie gegenwärtig in den USA, verliere diese letztlich jede Bedeutung.