Krisenhilfe im Büro

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Wer in einer Krise steckt, kann nicht unbedingt mit voller Kraft arbeiten. Zur Unterstützung stellen manche Firmen Sozialarbeiter ein.
Krisenhilfe im Büro
Betriebliche Sozialarbeiter kümmern sich um Kollegen in Krisensituationen
Alkoholsucht, Mobbing, familiäre Krisen: Derartige Belastungen machen den Betroffenen nicht nur zu schaffen, sie haben auch Einfluss auf ihr Verhalten am Arbeitsplatz. Deshalb beschäftigen manche Unternehmen betriebliche Sozialarbeiter.
28.10.2013
epd
Carsten Grün

Matthias Berger arbeitet als Sozialarbeiter im Opel-Werk in Bochum. Rund 3.500 Mitarbeitern steht er zur Seite. Noch, denn das Werk soll Ende 2014 schließen. "Vom Arbeiter bis zur Führungsebene ist bei mir alles vertreten", sagt Berger, der seit 1995 Opelaner ist. Der Reiz gegenüber der klassischen Sozialarbeit von Verbänden oder Kommunen bestehe darin, "dass man hier was verändern kann. Das ist in der Wohlfahrtspflege oft anders."

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Unternehmen kümmern sich vermehrt um das Wohl ihrer Belegschaft. Denn der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften erhöht den Druck, das bewährte Personal körperlich und geistig fit zu halten. Große Konzerne beschäftigen dazu eigene betriebliche Sozialarbeiter.

Psychosoziale Probleme und Alkoholsucht

Berger kooperiert mit Ärzten und Vertretern anderer Sozialdienste. "Wir hatten einen Mitarbeiter, dessen Mutter schwer erkrankte und der deshalb seinen Job nicht mehr machen konnte." Er sei mit der familiären Situation überfordert gewesen. Berger habe ihn unterstützt und für Entlastung gesorgt. Nach einigen Wochen sei der Mitarbeiter - auch mit Hilfe von Medikamenten - wieder in der Lage gewesen zu arbeiten.

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Soziale Arbeit hat eine lange Tradition in deutschen Großbetrieben. Bereits vor über 100 Jahren wurden die ersten Sozialhelfer eingestellt. Vorreiter waren die Montanindustrie und der Automobilsektor. War die Beratung viele Jahrzehnte auf Alkoholsucht ausgerichtet, wandelte sich das Bild im Laufe der Jahrzehnte. Psychische Erkrankungen und persönliche Krisen der Mitarbeiter drängten in den Vordergrund. Berger: "Inzwischen nehmen psychosoziale Probleme rund 35 Prozent unserer Arbeit ein. Sucht hat noch einen Anteil von 30 Prozent, der Rest splittet sich in viele Problemfelder wie Konflikte in der Familie, Schuldnerberatung oder Angehörigenpflege auf."

Betriebliche Sozialarbeit ist eine freiwillige Leistung der Firmen. Der "Bundesverband Betriebliche Sozialarbeit" in Tübingen beklagt einen Trend zur Auslagerung dieser Leistungen, stellt aber zugleich fest: "Es gibt auch den gegenläufigen Trend, dass mittelständische Unternehmen mit ein paar tausend Beschäftigten eine Sozialberatung einrichten", sagt Michael Bremmer, Geschäftsführer des Verbandest.

Ohnmacht bei Opel

Alle Schichten der Bevölkerung, breitgefächerte Probleme - das macht für Sozialarbeiter wie Berger den Reiz ihres Jobs aus. Zudem interessiert ihn das Spannungsfeld innerhalb eines Konzerns und die Auseinandersetzung der verschiedenen Interessengruppen in Privatunternehmen. "Sie haben hier völlig verschiedene Strukturen, zwischen denen sie sich bewegen: der Betriebsrat, das Management, die Arbeiter. Hier muss man agieren können."

Berger hat zurzeit richtig viel zu tun. Die Getriebefertigung im Opel-Werk in Bochum wurde bereits eingestellt. Viele Mitarbeiter wissen nicht, wie es weitergehen soll: "Die Leute sind angespannt. Das merken wir am Krankenstand. Der hat sich stark erhöht. Das ist auch eine Folge der Ohnmacht." Berger weiß: Unter solchen Vorzeichen wird Beratung sehr schwierig.