"Da ist die Verfolgung von Andersdenkenden, obwohl Luther doch sagte, in Fragen des Glaubens und Gewissens sei jedermann frei", sagte Käßmann in einem Interview mit der in Berlin erscheinenden Wochenzeitung "Die Kirche" (Ausgabe vom 20. Oktober).
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Käßmann verweist zudem auf den "erschreckenden Antijudaismus" Luthers, die Absage an die Freiheitsbewegungen der Bauern und die innerreformatorische Spaltung. "Insofern können wir sagen, dass Luther hier seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wurde", sagte Käßmann und ergänzte: "Allerdings: Wer kennt das nicht?"
Aus diesen Schattenseiten der Reformation kann man nach ihrer Sicht lernen, "dass Differenz, Vielfalt, Verschiedenheit keine Angst machen muss". Die Begegnungen mit anderen Glaubensüberzeugungen und Meinungen könnten eine Bereicherung sein. Jede Kirche sei "Zeugin der Wahrheit, keine aber im Besitz der Wahrheit", sagte Käßmann. "Das ist als Erkenntnis die Grundlage von Ökumene", ergänzte die frühere hannoversche Bischöfin.