Die kirchlichen Großereignisse strahlten "viel Kraft, Substanz und Lebensfreude aus", sagte Zentralratspräsident Dieter Graumann in einem Interview der "Jüdischen Allgemeine". Die Kirchen seien zwar "ein klein wenig größer", dennoch könnte die jüdische Gemeinschaft ein ähnliches Treffen haben. Zu dem Gemeindetag in Berlin vom 21. bis 24. November werden rund 600 Teilnehmer erwartet. Zum Abschluss besucht Bundespräsident Joachim Gauck den Gemeindetag. Den Besuch des Staatsoberhauptes beim Zentralrat wertete Graumann als Zeichen von Solidarität und Ausdruck "politischer und persönlicher Nähe".
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In den Kirchen sieht Graumann "neue Allianzpartner" für den Zentralrat der Juden. Als Beispiel nannte er die Debatte über die religiöse Beschneidung, in der sich die Kirchen an die Seite der jüdischen Gemeinschaft gestellt hätten. Zum Auftakt des Gemeindetages wird der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, mit dem Leo-Baeck-Preis geehrt. Seit Jahrzehnten setze sich Schneider für die Aussöhnung zwischen Juden und Christen ein. Die neue Vertrautheit zwischen Juden und Christen sei das Gebot der Stunde, sagte Graumann. Der nach dem Rabbiner Leo Baeck (1873-1956) benannte Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Während des Gemeindetages, der erstmals 2012 in Hamburg stattfand, werden neben Gottesdiensten auch zahlreiche Workshops etwa zu jüdischer Religion, Konversion im Judentum, Altersarmut in der jüdischen Gemeinschaft, christlich-jüdische Beziehungen, jüdisch-muslimischer Dialog, Juden in der Bundeswehr sowie Antisemitismus und Rechtsextremismus angeboten. An den Diskussionen werden neben Rabbinern auch die Botschafter von Israel und der Türkei teilnehmen.
Laut Graumann ist es noch offen, ob der jüdische Gemeindetag künftig immer in Berlin oder an wechselnden Orten stattfinden wird. Der Zentralrat der Juden ist der Dachverband von 108 jüdischen Gemeinden unterschiedlicher Ausrichtung mit etwa 120.000 Mitgliedern.