Und aktuell liegt der Angstindex, der als Durchschnittswert alle abgefragten Sorgenthemen zusammenfasst, demnach bei 41 Prozent: ein Niveau, das zuletzt 2001 erreicht wurde, also noch bevor die Terroranschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 sowie die Euro-Einführung 2002 generell für mehr Verunsicherung sorgten, wie die Leiterin des Infocenters der R+V-Versicherung, Rita Jakli, am Donnerstag bei der Vorstellung der Studie in Berlin betonte.
###mehr-links### Bei den Deutschen ist die Befürchtung, dass Politiker mit bevorstehenden Herausforderungen überfordert sind, im Vergleich zum Vorjahr deutlich um zehn Prozentpunkte auf nun 45 Prozent und damit den bisher niedrigsten Stand gesunken. "Das ist erstaunlich, zumal gerade vor Bundestagswahlen diese Werte regelmäßig nach oben gingen", sagte Jakli.
Noch paradoxer scheint die Situation, weil die Eurokrise der Studie zufolge als die aktuell größte Sorge auf den Deutschen lastet. So glauben 68 Prozent der Befragten, dass die EU-Schuldenkrise die Menschen auch hierzulande noch teuer zu stehen kommt. Der Heidelberger Politologe und R+V-Berater Manfred Schmidt hat eine Erklärung für den vermeintlichen Widerspruch: "Deutschland ist eindeutig nicht das Volk der Angsthasen, sondern die Bundesbürger haben ein erstaunliches Maß an Realitätssinn", sagte der Wissenschaftler.
Angst vor Naturkatastrophen
Nach der Eurokrise gehören steigende Lebenshaltungskosten mit 61 Prozent zum Dauerbrenner im Sorgenhaushalt der Bundesbürger. "Weil viele Lebensmittel teurer werden, ist die gefühlte Inflationsrate ungleich höher als die tatsächliche Inflationsrate von etwa zwei Prozent", begründete Schmidt. Hinzu komme, dass trotz Lohnerhöhung viele Arbeitnehmer real weniger Geld zur Verfügung hätten. Grund seien die steigenden Gebühren für Energie und für öffentliche Leistungen.
Nach der Flutkatastrophe Ende Mai und Anfang Juni ist die Angst vor Naturkatastrophen mit 56 Prozent zudem auf Sorgenplatz Nummer drei geklettert. Am stärksten gestiegen ist allerdings die Angst, im Alter als Pflegefall zu enden. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) aller Deutschen fürchten sich vor diesem Szenario. Mit 59 Prozent treibt vor allem die Frauen diese Sorge um. Bei Männern liegt der Wert bei 50 Prozent. "Frauen reagieren sensibler, weil viele doppelt betroffen sind: zuerst als Pflegende in der Familie und später als Pflegebedürftige", sagte Jakli. Je älter man ist, desto stärker rückt das Thema in den Fokus. Ab 40 Jahren bedrückt fast zwei Drittel aller Deutschen das Pflegerisiko.
Im Westen sind der Studie zufolge hingegen "grüne" Themen traditionell stärker verwurzelt. Die Angst vor Naturkatastrophen sei dementsprechend höher. Im Westen liege sie bei 57 Prozent, im Osten dagegen nur bei 52 Prozent.
Seit mehr als 22 Jahren befragt das R+V-Infocenter in einer repräsentativen Studie rund 2.500 Bürger nach ihren größten Ängsten. Abgefragt werden jeweils 16 gleiche Themen. Hinzu kommen Sonderthemen wie in diesem Jahr die Eurokrise.