Israel: Zwei neue Oberrabbiner gewählt

Israel: Zwei neue Oberrabbiner gewählt
Israels Oberrabbinat bleibt für die kommenden zehn Jahre in den Händen ultraorthodoxer Juden. Die Rabbiner David Lau und Yizhak Josef konnten die Wahlen für das höchste religiöse Amt am Mittwochabend in Jerusalem für sich entscheiden.

Beide sind "Prinzen", Söhne früherer Oberrabbiner. Lau vertritt als Oberrabbiner den aschkenasischen, aus Europa stammenden Zweig des Judentums, und Josef die sephardischen, orientalischen Juden.

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Auf Lau und Josef entfielen jeweils 68 der abgegebenen Stimmen. Vier der zehn Kandidaten waren unmittelbar vor der Entscheidung in dem Wahlgremium aus 150 Vertretern aus Religion und Politik aus dem Rennen ausgestiegen. Für den religiösen Zionismus bedeutet das Ergebnis eine Niederlage.

Reform des Oberrabbinat geplant

Religionsminister Naftali Bennett, Chef der nationalreligiösen Partei Habayit Hajehudi, machte sich in den vergangenen Wochen offen für die liberaleren Kandidaten stark, die sich für Reformen des Oberrabbinats einsetzten. Bennett drängt auf mehr Zusammenarbeit zwischen dem ultraorthodoxen und dem nationalreligiösen Lager. Noch am Mittwoch gratulierte der Minister den beiden Wahlsiegern, die "Teil einer Revolution" sein werden, wie er ankündigte.

Dabei geht es auch um Pläne für eine Entmachtung des ultraorthodoxen Establishments, die Erleichterung bürokratischer Prozesse bei Eheschließungen und das Ende des Monopols bei der Verteilung des Koscherzertifikates, für das noch immer allein das Oberrabbinat zuständig ist. Im nationalreligiösen Lager mehren sich zudem die Stimmen, die für einen gemeinsamen Oberrabbiner für aschkenasische und sephardische Juden plädieren.

Ministerpräsident Netanjahu durch Laus Wahlsieg gestärkt

Bei dem politischen Wechselspiel, in dem sich die einflussreichen Institutionen gegenseitig unter die Arme greifen, zieht Bennett nun den Kürzeren gegenüber der ultraorthodoxen Schas-partei und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der Regierungschef unterstützte nicht zuletzt aus Familientradition den ultraorthodoxen Kandidaten David Lau, dessen Vater Israel Meir Lau einst die Eheleute Netanjahu traute und später Pate bei deren beiden Söhnen stand. "Dies ist die Zeit, das Volk Israels zu vereinen und die Liebe zu Israel zu stärken", sagte Netanjahu zum Wahlausgang.

Der 47 Jahre alte Lau, der neuer aschkenasischer Oberrabbiner ist, war seit Gründung der Stadt Modiin 2003 dort Rabbiner. Davor leitete er die religiösen Amtsgeschäfte der Kleinstadt Schoham bei Tel Aviv. Lau leistete seinen Militärdienst in einer Einheit der militärischen Abwehr und studierte an der Talmudschule Hajeschuv Hachadash in Tel Aviv. David Lau ist der Sohn des aus Polen stammenden Holocaust-Überlebenden Israel Meir Lau, der von 1993 bis 2003 aschkenasischer Oberrabbiner war.

Josef ist anerkannter Religionsgelehrter

Der neue sephardische Oberrabbiner Yizhak Josef ist einer der drei Söhne von Ovadia Josef, der aus Bagdad stammt und bis heute die spirituelle Autorität der orientalisch-orthodoxen Schas-Partei ist. Josef wurde 1952 geboren, er leitete zuletzt die Thora-Schule Chason Ovadia. Zudem ist er Verfasser von rund 40 Büchern, die in verständlicher Sprache die Regeln des jüdischen Religionsgesetzes präsentieren. Josef gilt als hoch anerkannter Religionsgelehrter.