2010 seien mehr als 1,4 Millionen Menschen an der Viruserkrankung gestorben, sagte WHO-Experte Stefan Wiktor am Mittwoch in Genf - ähnlich viele wie an HIV/Aids. "Erkrankungen an Hepatitis B und C verlaufen oft unbemerkt, bis die Leber bereits schwer geschädigt ist", warnte Wiktor. Charles Gore, Präsident der World Hepatitis Alliance, warf Deutschland vor, nicht genug gegen Hepatitis zu tun. Das zeige eine erstmals von der WHO erhobene Statistik.
###mehr-artikel###
"Was Deutschland bislang gegen Hepatitis tut, reicht nicht aus", sagte Gore. Zwar werde gegen Hepatitis A inzwischen routinemäßig geimpft, ansonsten sei die Bedrohung durch andere Formen der Hepatitis in Deutschland in der Vergangenheit aber weitgehend ignoriert worden. Dabei zeigten Untersuchungen die Verbreitung von Hepatitis gerade in städtischen Ballungsräumen. Nötig sei ein abgestimmtes Vorgehen, durch eine nationale Strategie und eine Koordinationsstelle, forderte Gore. Beides sei in Deutschland bislang nicht vorhanden.
Weltweite Bedrohung durch Hepatitis
Im globalen Vergleich besonders betroffen von Hepatitis-Erkrankungen sind Gore zufolge Länder in Asien und Afrika. "Weltweit wächst die Bedrohung durch Hepatitis - 1990 hatten wir noch weniger als eine Million Tote, heute verzeichnen wir bereits einen Zuwachs um 50 Prozent."
Das Hepatitis-Virus schädigt und zerstört Zellen in der Leber. Gegen Hepatitis A und B gibt es Impfungen. Hepatitis C ist medikamentös heilbar, wenn der Erreger rechtzeitig entdeckt wird. Unbehandelt kann Hepatitis Leberzirrhosen und Leberkrebs auslösen. Nach Schätzungen der WHO sind mit den heimtückischen Erregern der Hepatitis B und C weltweit 240 Millionen bzw. 150 Millionen Menschen infiziert. Vor Auftreten akuter Erkrankungen kann das Virus mit Bluttests nachgewiesen werden.
Mehr Impfungen nötig
Anlässlich des Welt-Meningitistags am 28. Juli forderte der WHO-Experte Wiktor alle Länder auf, verstärkt über die Krankheit aufzuklären. In Industrieländern müsse es zudem mehr Vorsorgeuntersuchungen geben, während in Entwicklungsländern die Impfquoten erhöht werden müssten.
In diesem Zusammenhang kritisierte Gore die Entscheidung des globalen Impfnetzwerks GAVI, die Meningitis-Impfung nach der Geburt künftig nicht mehr zu fördern. Der stattdessen geförderte Fünffachimpfstoff werde erst später gespritzt, was das Risiko berge, dass Babys sich in der Zwischenzeit bei ihren Müttern anstecken können.