Pfarrer Jörn Künne hat keine Ahnung, wer der Unbekannte ist, wie er dem epd am Dienstag sagte. Inzwischen kamen in drei einzelnen Sendungen drei gut erhaltene in Leder gebundene Werke aus dem 16. und 17. Jahrhundert an. Ein Paket enthielt ein in Latein verfasstes geistliches Buch von Lucas Lotze aus dem Jahre 1564.
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In einem beigelegten Gedicht deutet der rätselhafte Absender an, dass er die Bücher vor einigen Jahrzehnten aus der Pfarrbücherei hat mitgehen lassen. "Es sind an die 50 Jahr', dass ich ausgeliehen war, hatte dort ein gutes Leben, nicht so wie in Roßtal eben", heißt es.
Künne meint, der Unbekannte könnte vor langer Zeit ein Vikar oder ein Student in der Gemeinde gewesen sein. In jedem Fall, vermutet er einen Mann als Täter, der inzwischen über 80 Jahre alt sein könnte. Nachforschungen über die Frachtzentren der Post haben aber keine weiteren Anhaltspunkte ergeben.
Alle wertvollen Bücher inzwischen im Tresor
Die Lieferungen des reuigen Entleihers nimmt die Gemeinde jetzt zum Anlass, ihre Kirchenbuchschätze genauer unter die Lupe zu nehmen. "Heute haben wir alle wertvollen Bücher im Tresor", sagt Künne. Man werde aber mit Experten Kontakt aufnehmen, ob Bände und Kirchenarchiv fachgerecht untergebracht sind. Der Pfarrer hofft, dass Unbekannte noch weitere Bücher zurückgibt, falls er von dieser Absicht erfährt. Allerdings weiß in Roßtal niemand, was der "Entleiher" noch haben könnte.
Kunigunde Ammon, eine 88-jährige Frau aus der Gemeinde, erinnerte sich, dass zwischen den Jahren 1946 und 1950 mehrere Bücher abhandengekommen waren. Damals habe auch die Polizei ermittelt, so der Pfarrer.
Die Kirchengemeinde Roßtal ist mit rund 6.000 Gemeindemitgliedern eine der größten Landgemeinde Bayerns. Roßtal wurde im Jahre 1525 zur gleichen Zeit wie die Reichstadt Nürnberg protestantisch.