Die dafür geltenden Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wären leicht umzusetzen, sagte Südasienreferent Thomas Seibert am Donnerstag in Frankfurt am Main. Es sei aber bisher kaum Geld an die zum Teil schwer versehrten Arbeiter geflossen.
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Viele Firmen hätten vor allem Absichtserklärungen gemacht, sagte Seibert. "Die Unternehmen denken, dass sie so davon kommen, wenn sie die Bereitschaft zur Entschädigung zeigen", sagt Seibert. "Wir fordern aber verbindliche Erklärungen." Laut den ILO-Richtlinien müssten die Unternehmen, die Kleider von den betreffenden Fabriken abnehmen, 45 Prozent der Entschädigungssumme zahlen. Insgesamt wären das knapp 75 Millionen Euro für die drei großen Unglücke in Bangladesch und Pakistan in den letzten Monaten.
"Die Unternehmen wissen genau, wie die Verhältnisse vor Ort sind"
Ende April stürzte in Bangladesch das Rana-Plaza-Gebäude bei Dhaka ein, in dem mehrere Textilfabriken untergebracht waren. Dabei kamen über 1.100 Menschen ums Leben. Im November vergangenen Jahres wurden bei einem Brand ebenfalls in Bangladesch 120 Menschen getötet, im September kamen bei einem Großbrand in Pakistan rund 300 Menschen ums Leben.
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In allen Fällen wurden gravierende Mängel im Brandschutz oder Statik festgestellt. "Die Unternehmen wissen genau, wie die Verhältnisse vor Ort sind", sagte Seibert. "Sie sind die Voraussetzung dafür, dass sie so billig produzieren können." Es müsse endlich politische Regelungen geben, die unmenschliche Arbeitsverhältnisse verhinderten.
Medico International unterstützt sowohl in Bangladesch als auch in Pakistan die Gewerkschaften, denen bisher nur rund ein Prozent aller Arbeiter angehören. Die Organisation hilft ihnen auch, die Entschädigungen einzufordern.