Die Deutsche Welthungerhilfe hat an die Bundesregierung appelliert, den syrischen Flüchtlingen unparteiisch zu helfen. Die Lage in dem arabischen Land sei zu kompliziert, um von Deutschland aus die richtigen Unterscheidungen treffen zu können, sagte die Präsidentin der Hilfsorganisation, Bärbel Dieckmann, am Dienstag in Berlin.
Deutschland will 5.000 Flüchtlinge aufnehmen
Die Bundesregierung will 5.000 besonders schutzwürdige Flüchtlinge aufnehmen. Über Kriterien der Auswahl wie etwa Familiensituation, Ausbildungsstand oder Konfessionszugehörigkeit wird derzeit verhandelt. Nach Ansicht von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) lastet etwa auf Christen ein besonderer Verfolgungsdruck.
Mehr als acht Millionen Menschen und damit rund 40 Prozent der syrischen Bevölkerung sind laut Welthungerhilfe auf Hilfe angewiesen. Davon seien die Hälfte Flüchtlinge im eigenen Land, etwa 1,6 Millionen hätten in Nachbarländern Zuflucht gesucht. Angesichts dieser großen humanitären Katastrophe sei es sehr zu begrüßen, dass die Vereinten Nationen mit 4,4 Milliarden US-Dollar das größte Hilfspaket in ihrer Geschichte bereitstellen wollen.
Engagement seit einem halben Jahr
Aufgrund der Not habe sich auch die Welthungerhilfe vor einem halben Jahr entschlossen, erstmals in Syrien tätig zu werden, erläuterte Dieckmann. Dabei setze sie auf die neugebildeten Bürgerräte, um der Gefahr der verdeckten politischen Instrumentalisierung durch die Bürgerkriegsparteien zu entgehen. "Wir helfen jedem Menschen, der uns begegnet", sagte Dieckmann.
Die Präsidentin der Welthungerhilfe lehnte militärischen Beistand zu einem Sturz des Regimes ab: "Waffenlieferungen haben noch nie solche Konflikte gelöst." Nötig seien vielmehr eine baldige Einstellung der Kampfhandlungen, Schutzzonen für die Bevölkerung und eine Friedenskonferenz.
Weniger Spendeneinnahmen
Die Welthungerhilfe hat im vergangenen Jahr rund 19 Millionen Menschen in 39 Ländern mit ihren Projekten unterstützt. Laut Jahresbericht nahm sie 36,8 Millionen Euro Spenden ein. Das ist ein Minus gegenüber 2011 (rund 48 Millionen Euro), als die Spenden wegen dem Erdbeben in Haiti, der Flut in Pakistan und der Dürre in Ostafrika stark gestiegen waren. Dennoch zeigte sich Geschäftsführer Wolfgang Jamann zufrieden. Zusammen mit Zuschüssen, etwa von der Bundesregierung, hatte die Welthungerhilfe 2012 etwa 148,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Nach Angaben Jamanns gelten zwei Drittel der 39 Partnerländer als fragile Staaten. Er verwies auf den Osten der Demokratischen Republik Kongo, wo aufgrund anhaltender Gewalt und hoher Flüchtlingszahlen weiter Nothilfe geleistet werden müsse. Zudem übernehme die Organisation Aufgaben, die eigentlich Aufgabe des Staates wären, sagte Jamann. Dazu zähle die Instandsetzung von Straßen, um den Menschen zu ermöglichen, sich zu versorgen und ihre Ernte zum Markt zu bringen.