Zentrum für islamische Studien in Frankfurt und Gießen eröffnet

Zentrum für islamische Studien in Frankfurt und Gießen eröffnet
Das Zentrum für islamische Studien an den Universitäten Frankfurt am Main und Gießen ist am Mittwoch eröffnet worden.

Die Einrichtung sei mit knapp 400 Studierenden die größte von vier in Deutschland, sagte der Vizepräsident der Universität Frankfurt, Matthias Lutz-Bachmann. Von den fünf Professorenstellen seien zwei besetzt, die dritte "so gut wie besetzt" und die beiden übrigen Stellen im Besetzungsverfahren. Die Lehrpläne für den Bachelor-, Master- und Lehramtsstudiengang stünden fest.

###mehr-artikel###Wegen des Eingangs einer "unspezifischen Bombendrohung" per E-Mail an der Universität unmittelbar vor dem Festakt wurde dieser vorsichtshalber in ein anderes Gebäude verlegt. Mehrere Gebäude seien durchsucht, aber nichts Verdächtiges gefunden worden, teilte die Polizei mit. Am frühen Nachmittag gab die Polizei alle Gebäude wieder frei.

Minister schwärmt: "Historischer Tag"

"Die Eröffnung ist ein historischer Tag", sagte der hessische Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP). 50 Jahre nach den Anwerbeabkommen der Bundesregierung mit den Herkunftsländern der Gastarbeiter sollten eine wissenschaftliche islamische Theologie und ein islamischer Religionsunterricht Normalität in Deutschland werden. "Wir wollen den Islam herausholen aus den Hinterhöfen in die Öffentlichkeit", sagte er.

###mehr-info###Der "Runde Tisch" des Landes zur Einführung eines islamischen Religionsunterrichts habe zur Vertrauensbildung zwischen Vertretern von Muslimverbänden und Wissenschaftlern beigetragen, sagte der Direktor des Zentrums für Islamische Studien, Ömer Özsoy. Außerdem baue das Zentrum auf dem seit Herbst 2010 bestehenden Bachelorstudiengang "Islamische Studien" auf, der bereits mehr als 300 Studierende habe. Der Masterstudiengang werde im kommenden Wintersemester starten.

Lehramtsstudiengang bereits gestartet

An der kooperierenden Universität Gießen nähmen bereits 56 Studierende an dem Lehramtsstudiengang "Islamische Religion an Grundschulen" teil, ergänzte der Vizepräsident Adriaan Dorresteijn. In dem Weiterbildungsstudiengang islamischer Religionsunterricht studierten 19 Lehrkräfte, die ab dem kommenden Schuljahr mit dem Unterricht an hessischen Grundschulen beginnen.

Das Zentrum in Frankfurt und Gießen wolle die heiligen Texte des Islams historisch-kritisch erschließen, sagte Özsoy. Dies stehe nicht im Widerspruch zum islamischen Glauben. Die wissenschaftliche Erschließung des Korans bereichere und aktualisiere dessen Botschaft.

Innerhalb der nächsten zwölf Monate würden die Universitäten zusammen mit Land und Bund einen Beirat mit Vertretern von Islamverbänden gründen, kündigte Lutz-Bachmann an. Die Finanzierung der 2003 eingerichteten Frankfurter Stiftungsprofessur durch die türkische Religionsbehörde Diyanet werde nächstes Jahr beendet und von deutscher Seite übernommen.