"Wenn ich ins Internet gehe und Artikel lese, weiß ich, dass ich nicht bezahlen muss. Das muss umgelernt werden", sagte Augstein am Freitag bei der Jahreskonferenz der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche in Hamburg. Bei der Musikindustrie habe die Abschaffung der Gratis-Logik auch funktioniert. "Interessant ist dabei die Frage, was vom Musiksektor auf den Journalismus übertragbar wäre", sagte Augstein.
###mehr-artikel###
Der Medienjournalist Stefan Niggemeier äußerte sich dazu skeptisch. "Die Leute zum Zahlen zu bewegen, wird nicht gelingen. Diesen Punkt werden wir nicht mehr erreichen", sagte er. Am neuen Online-Bezahlmodell der "Bild"-Zeitung kritisierte Niggemeier, dass andere Medien es nun schwerer hätten mit ihren Bezahlinhalten: "Wenn die Leute sich daran gewöhnen 4,99 Euro im Monat für 'Bild Plus' zu bezahlen, werden sie sich sehr genau überlegen, was denn ein zweites Abo sein könnte."
Der Spiegel-Journalist Cordt Schnibben forderte von Journalisten, sich stärker Gedanken über die Vermarktung von Inhalten zu machen. "Wir müssen als Journalisten anfangen, uns wie Verleger zu verhalten und unsere Produkte infrage zu stellen", sagte er. Die Printbranche stehe unter Druck, und gerade in den großen Städten gingen die Auflagen stark zurück. Das Problem sei, dass Nachrichten an Wert verlören. "Darum brauchen wir ein Denken darüber, wie man guten Journalismus so betreibt, dass die Leute dafür wieder bezahlen", sagte Schnibben.
Die Jahreskonferenz des Netzwerks Recherche steht unter dem Motto "Schlechte Zeiten! Gute Zeiten! Aufbruch im Umbruch". Die Veranstaltung endet am Samstag.