Die rechtliche Gleichstellung mit den großen christlichen Kirchen motiviere die Muslime noch stärker, sich in die Gesellschaft zu integrieren, sagte der Bundesvorsitzende Abdullah Uwe Wagishauser am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die Verleihung des Körperschaftsstatus an den ersten muslimischen Verband trete Ausgrenzungstendenzen entgegen und dokumentiere, dass muslimisches Leben in Deutschland eine Normalität sei.
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Als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" wolle die älteste muslimische Gemeinschaft in Deutschland ihr Ende 2012 im südhessischen Riedstadt gegründetes "Institut für islamische Theologie und Sprachen" als staatliche Bildungseinrichtung anerkennen lassen, sagte Wagishauser. Es bilde derzeit 84 Studenten zu einheimischen Imamen aus. Außerdem wolle die Gemeinschaft Friedhöfe in Eigenregie führen dürfen, zunächst im Rhein-Main-Gebiet und in Hamburg. Darüber hinaus wollten die Ahmadiyya Vertreter in die Rundfunkräte senden und bei Verkündigungssendungen beteiligt werden. Schließlich wollten sie bei der Aufstellung von Bebauungsplänen beteiligt werden und die Belange von Muslimen, etwa zum Bau von Moscheen, einbringen.
"Wir sind eine liberale, aber wertkonservative Gemeinde"
Die Einführung einer Kirchensteuer sei nicht geplant, sagte Wagishauser. "Wir haben ein sehr gut funktionierendes Spendensystem." Die Anerkennung als Körperschaft gelte für ganz Deutschland, die damit verbundenen hoheitlichen Befugnisse zunächst nur für Hessen. Derzeit klärten Rechtsanwälte, ob die Gemeinschaft in anderen Bundesländern Zweitanträge stellen müsse. "Wir sind eine liberale, aber wertkonservative Gemeinde", sagte der Bundesvorsitzende. Die Loyalität zum Staat, demokratische Wahlen der Amtsträger und die Gleichberechtigung der Frauen würden praktiziert. Ein Mitglied dürfe aus der Gemeinschaft wieder austreten.
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Die Ahmadiyya-Muslim-Jamaat wurde von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad gegründet, der als wiedergekommener Messias und Mahdi verehrt wird, also praktisch als letztgültiger Gottesgesandter nach Jesus Christus und Mohammed. Die Ahmadiyya werden in ihrem Geburtsland verfolgt, weshalb sie in großen Wellen aus Pakistan auswanderten. Weltweit hätten sie mehr als 100 Millionen Anhänger, in Deutschland mehr als 35.000, sagte der Frankfurter Vertreter Wahaj Bin Sajid. Der erste Missionar nach Deutschland wurde nach Bin Sajids Angaben 1924 nach Berlin geschickt, nach dem Krieg gab es 1949 einen Wiederanfang.