Deutschland müsse beim Thema Religionsfreiheit mit gutem Beispiel vorangehen, sagte Westerwelle am Dienstag in einer Rede an der Berliner Humboldt-Universität. Gebraucht werde eine "aktive Toleranz, die das Anderssein als Bereicherung versteht".
Deutschland profitiere kulturell und wirtschaftlich von religiöser und ethnischer Pluralität, sagte Westerwelle. "Gleichförmige, graue Gesellschaften - da wird zu wenig gedacht." Der Minister verurteilte in seiner Rede religionsfeindliche Töne in der Beschneidungsdebatte, die Morde der rechtsextremen Terrorzelle NSU und den Angriff auf Rabbiner Daniel Alter im vergangenen Jahr in Berlin. Antisemitismus sei in Deutschland längst nicht überwunden.
Westerwelle hob die Bedeutung des Einsatzes für Religionsfreiheit als Teil der Menschenrechtspolitik der Bundesregierung hervor. Er habe auch den Eindruck, dass mehr und mehr verstanden werde, dass Religionsfreiheit nicht weniger wichtig sei als das Recht auf freie Meinungsäußerung. Der Minister warnte unter Verweis auf Mohammed-Darstellungen zudem davor, Religions- und Meinungsfreiheit als Werte zu betrachten, die sich widersprechen. Beide seien "Früchte vom selben Baum".
Weltweit seien Anhänger verschiedener Religionen massiven Angriffen auf Leib und Leben ausgesetzt, sagte Westerwelle. Allein 100 Millionen Christen würden verfolgt. Religionsunterdrückung sei jedoch "nicht Ausdruck von Kultur, es ist Ausdruck von Unkultur". Westerwelle verurteilte zugleich die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen aus religiösen Gründen.