Am Samstag wird der Generalobere der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, aus der Schweiz anreisen, um die einzige Kirche der Bruderschaft in Berlin zu weihen. Die feierliche Zeremonie in der Kirche St. Petrus in Wilmersdorf soll drei Stunden dauern. "Nur wenn ein Bau vollständig fertig ist und alle Schulden abbezahlt sind, kann er konsekriert werden", sagt der Sprecher der Piusbruderschaft in Deutschland, Pater Andreas Steiner in Stuttgart. Das sei nun in Berlin der Fall.
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St. Petrus wurde von 2002 bis 2005 gebaut. In Berlin gibt es etwa 150 Anhänger der traditionalistischen Bruderschaft, die sich zuvor in einer kleinen Kapelle in Kreuzberg getroffen hatten. Priestern der Piusbruderschaft ist die Nutzung katholischer Kirchen untersagt, da diese Geistlichen aus Sicht des Vatikans in irregulärer Weise geweiht wurden und ohne kirchliche Erlaubnis wirken.
Anders als etwa in Freiburg, wo die Piusbrüder einmal im Jahr öffentlichkeitswirksam eine Demonstration gegen Abtreibung in der Innenstadt veranstalten, geben sich die Anhänger in der Hauptstadtregion eher zurückhaltend. Sie hatten Journalisten sogar Hausverbot für ihr Berliner Zentrum erteilt, nachdem das Medieninteresse durch die Holocaust-Leugnung des inzwischen aus der Bruderschaft ausgeschlossenen Bischofs Richard Williamson enorm gestiegen war.
Lateinische Sprache, alter Ritus
"Es gibt die Piusbrüder zwar, aber es ist uns nicht bekannt, dass sie offensiv für sich werben würden - etwa auf dem Alexanderplatz einen Büchertisch aufbauen, oder Kampagnen machen", sagt der Sprecher des katholischen Berliner Bistums, Stefan Förner. Die Weihe der St. Petrus-Kirche wertet er jedoch als Signal: "Das verfestigt die Trennung von der römisch-katholischen Kirche. Die Piusbrüder signalisieren so Stetigkeit und Kontinuität."
In der St.-Petrus-Kirche werden die Piusbrüder ihre Messen nach wie vor in lateinischer Sprache und nach altem tridentinischem Ritus feiern. Anders als in katholischen Messen steht dabei nicht die gemeinsame Feier im Mittelpunkt des Gottesdienstes, sondern das Messopfer. Der Priester steht mit dem Gesicht zum Altar und wendet den Gläubigen während der gesamten Messe den Rücken zu.
Die Piusbruderschaft wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet, um an Riten und Lehren der römisch-katholischen Kirche festzuhalten, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) aufgegeben hatte. Ihre Anhänger lehnen Konzilbeschlüsse wie die Öffnung zur Ökumene, Religionsfreiheit, Kollegialität der Bischöfe, Anerkennung des Judentums als Heilsweg sowie die Liturgiereform als "modernistisch" ab. Unter Papst Benedikt XVI. gab es Bestrebungen zur Wiedereingliederung der Priesterbruderschaft St. Pius XII. in die römisch-katholische Kirche, die aber nicht zustande kam.