Die kolumbianische Regierung versuche mit großer Entschlossenheit, in ehemaligen Guerillagebieten sichere staatliche demokratische Verhältnisse zu schaffen, sagte Gauck am Freitag im DeutschlandRadio Kultur. Zugleich führe die Regierung Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla, "was nicht jedem im Land passt, aber doch recht erfolgreich scheint". Gauck war von 8. bis 16. Mai in Südamerika unterwegs.
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Dem Vorwurf, dass die kolumbianische Regierung selbst die Menschenrechte verletze, schloss sich der Bundespräsident nicht an. Die Verantwortlichen dort wüssten: "Ohne, dass der Staat präsent ist in den Favelas, wird sich nichts ändern. Und dann muss es auch gelegentlich mit staatlicher Gewalt gehen", sagte Gauck. "Wenn auf den unteren Ebenen dabei Menschenrechtsverletzungen stattfinden, dann gibt es in diesen Ländern Menschenrechtsverteidiger, die das offen sagen, und es gibt Medien, die das benennen."
Zu Morden an Menschenrechtlern und Journalisten räumte Gauck ein: "Wir haben immer noch, wie in vielen Teilen der Welt, eine Bedrohung für die Menschen, die die Wahrheit lieben." Das sei nicht hinzunehmen. Der Bundespräsident äußerte sich jedoch zuversichtlich, dass die kolumbianische Regierung unter Präsident Manuel Santos Schritt für Schritt Verbesserungen erreichen kann. "Aber eine jahrzehntelange Gewöhnung an Gewalt, die kann kein Präsident und kein Gouverneur per Knopfdruck plötzlich ausstellen."
In Brasilien lobte Gauck das enorme Wirtschaftswachstum und Erfolge bei der Armutsbekämpfung. "Es ist noch nicht alles perfekt", sagte er mit Blick auf die Armenviertel in den Megastädten. Dennoch seien die Fortschritte imponierend. In Brasilien wie in Kolumbien werde die Teilhabe der Bürger ernster genommen. Es gebe Strategien, den Armen Verdienstmöglichkeiten zu verschaffen, damit sie nicht in die Kriminalität abrutschten, sagte Gauck.