Kirchenpräsident: Muslime sollten in Rundfunkräten vertreten sein

Kirchenpräsident: Muslime sollten in Rundfunkräten vertreten sein
Der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig hat Verständnis für die geplante Streichung eines Sitzes der Freikirchen im SWR-Rundfunkrat.

Dass dieser Sitz künftig muslimischen Verbände zustehen solle, finde er "als Christ schade, als Bürger aber selbstverständlich", sagte der evangelische Theologe am Dienstag beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig. Entsprechende Pläne der Landesregierungen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz für einen neuen SWR-Staatsvertrag werden seit Mitte 2012 diskutiert.

Der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer, sagte, es wäre eine bessere Lösung, wenn sowohl Freikirchen als auch Muslime im Rundfunkrat säßen. Ein Problem sei, dass der Islam in unterschiedlichste Gruppen zersplittert sei und daher mit einem einzelnen Sitz kaum Repräsentativität hergestellt werden könne. Außerdem sei der Islam gefordert, ein aufgeklärtes Verhältnis "zur Schrift und zur Verkündigung" herzustellen. Christentum und Judentum hätten dies bereits geleistet.

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Bräuer kritisierte bei der Diskussionsrunde zum Thema "Religiöses in den Medien" erneut das Fehlen kirchlicher Figuren in den fiktionalen Programmen der Fernsehsender. In der Realität werde beispielsweise jede zweite Todesnachricht mit seelsorgerischer Unterstützung überbracht, in den TV-Krimis sei davon aber kaum etwas zu sehen. Auch in den politischen Redaktionen der Sender sei die Darstellung von Religion zuweilen problematisch. Religionsfreiheit werde dort oft nur noch als negative Freiheit wahrgenommen und nicht als "gelebte Gestaltung des Christseins".

Nach Ansicht der Programmgeschäftsführerin des Informationssenders Phoenix, Michaela Kolster, ist es nicht Aufgabe des Fernsehens, Nachhilfeunterricht zum Thema Religion zu erteilen. Dies müssten Schule und Elternhaus leisten, sagte sie. Die Zuschauer erwarteten auch eher, dass die eigentlichen Fragestellungen der Kirche - etwa die nach dem Sinn des Lebens - behandelt würden.

Unter dem Motto "Wer gewinnt? Macht und Mühsal in der Medienlandschaft" diskutieren beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland noch bis Mittwoch Experten aus Politik, Medien und Wirtschaft. Der Fachkongress ist eine Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Medientreffpunkt Mitteldeutschland. Ihr gehören unter anderem der MDR, die Landesmedienanstalten Sachsens, Thüringens und Sachsen-Anhalts, der Freistaat Sachsen sowie private Hörfunksender an.