Mehr als 500 Menschen stimmten am Samstag einem Appell an den Bundestag zu, der eine Korrektur der Pläne zur Senkung des Rentenniveaus bis 2030 auf 43 Prozent fordert. Außerdem solle die einheitliche Altersgrenze von 67 Jahren durch eine flexible Regelung ersetzt werden, die die Gesundheit der Arbeitnehmer berücksichtigt. Die Renten in Ost- und Westdeutschland müssten angeglichen werden.
In dem Appell wird weiter eine Demografie-Reserve gefordert, die über eine schrittweise Erhöhung des Rentenbeitragssatzes finanziert werden soll. Als Alternative zur Riester-Rente sollen zusätzliche und staatlich geförderte Vorsorgekonten bei Organisationen eingerichtet werden können, die nicht gewinnorientiert arbeiten. Mindestlöhne müssten eingeführt und die Rentenbeitragszeiten für prekär Beschäftigte aufgewertet werden.
Der hannoversche Sozialwissenschaftler Gerhard Wegner hatte zuvor erklärt: "Das Problem der Generationengerechtigkeit ist kein Konflikt zwischen alt und jung, sondern zwischen arm und reich." Der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) forderte höhere Steuern für höhere Einkommen und eine Vermögensabgabe.
Annelie Buntenbach vom Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) sprach von einem Verteilungsproblem in Deutschland: "Wenn 1,4 Millionen Kinder von Hartz IV leben müssen, stimmt etwas nicht." Es gebe zu viele prekäre Beschäftigungsverhältnisse. "Würden diese Leute anständig bezahlt, hätten wir kein Rentenproblem."
Der gesundheitspolitische Spreche der Unions-Bundestagsfraktion, Jens Spahn (CDU), sprach sich gegen höhere Steuern für Besserverdienende aus. Fünf Prozent der Steuerzahler zahlten 42 Prozent des gesamten Steueraufkommens. Er warnte vor zu hohen Abgaben, weil Unternehmen sonst ins Ausland gehen könnten: "Man muss sich darauf verlassen können, dass sich Leistung in diesem Land lohnt."