Bis 2030 solle der Anteil der extrem Armen in der Welt auf unter drei Prozent sinken, sagte Weltbankpräsident Jim Yong Kim der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Zurzeit liegt der Anteil der Menschen, die mit weniger als 1,25 US-Dollar am Tag auskommen müssen, bei rund 20 Prozent.
Die neuen konkreten Ziele sollen neuen Schwung in die Armutsbekämpfung bringen: "Das Zieldatum schafft ein Gefühl der Dringlichkeit", sagte Kim vor der Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds am Wochenende in Washington. Als zweite Vorgabe nannte er, "geteilten Wohlstand" anzustreben, an dem weite Teile der Bevölkerung teilhaben. Dabei sollte die Weltbank ihre Arbeit auf die ärmsten 40 Prozent der Menschheit konzentrieren. Der US-Amerikaner mit koreanischen Wurzeln verwies auf die Kooperation mit Indien, bei der ein großer Teil der Weltbankhilfen in Bundesstaaten fließe, in denen die meisten Armen leben.
Jahr für Jahr an Zielvorgabe messen
Der Sieg über die Armut ist nach Ansicht Kims allerdings ohne privates Kapital nicht zu schaffen. Dabei gehe es nicht um Umverteilung, sondern darum, mit dessen Hilfe Wachstum anzustoßen, das die Ärmsten erreiche. Er habe in den vergangenen 20 Jahren die Einsicht gewonnen, dass die Rolle des privaten Sektors nicht nur im Wachstum, sondern auch in der Entwicklung "explodiert" sei, sagte Kim, der im Juli 2012 ins Amt kam. "Was sich nicht verändert hat, ist meine Leidenschaft für die Armen der Welt."
Kim kündigte an, die Weltbank wolle ihre Arbeit auf den Prüfstand stellen und sich Jahr für Jahr an der Zielvorgabe messen lassen. Bis zum Herbst solle eine Strategie ausgearbeitet sein. Mehr Kapital ist seiner Einschätzung nach derzeit aber nicht in Sichtweite: "Keines unserer Geberländer oder nur sehr wenige sind bereit, über eine Kapitalerhöhung zu sprechen. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten müssen wir demütig sein."