Immer mehr Beschäftigte arbeiten für Niedriglohn

Immer mehr Beschäftigte arbeiten für Niedriglohn
Der Anteil der Arbeitnehmer, die zu Niedriglöhnen arbeiten, steigt weiter. Im Jahr 2010 erhielt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jeder Fünfte weniger als 10,36 Euro pro Stunde. Dieser Stundenlohn markiert die obere Grenze zum Niedriglohn. 2006 lag der Anteil der Geringverdiener noch bei 18,7 Prozent. "Mit dieser Steigerung setzt sich ein längerfristiger Trend fort", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, am Montag in Berlin. Egeler stellte die Erhebung der Struktur der Arbeitsverdienste von 2010 vor.

Die meisten Geringverdiener sind atypisch beschäftigt, arbeiten also in Teilzeitjobs, Leiharbeit, Mini- und Midijobs sowie mit befristeten Verträgen. Als Normalarbeitsverhältnis gilt eine unbefristete Beschäftigung mit mehr als 20 Wochenstunden. Die Minijobber verdienen am wenigsten: 84,3 Prozent erhalten einen Niedriglohn. In Normalarbeitsverhältnissen arbeitet dagegen nur jeder Zehnte für einen Niedriglohn.

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Atypische Beschäftigungsverhältnisse seien ein Grund für die Ausbreitung der Niedriglöhne, sagte Egeler. Ihr Anteil ist seit der Wiedervereinigung gestiegen und liegt seit Mitte der 2000er Jahr bei rund einem Viertel aller Stellen. Die Zahl der atypisch Beschäftigten nimmt auch weiterhin zu, doch steigt zugleich die Zahl der Normalbeschäftigten, so dass der Anteil gleich bleibt. 2010 arbeiteten von 30,9 Millionen Arbeitnehmern 7,9 Millionen in Teilzeit- oder Minijobs sowie mit befristeten oder Zeitarbeitsverträgen.

Am ungünstigsten fallen die Lohnunterschiede im Vergleich zu Normalarbeitsverhältnissen für Minijobber aus: Sie verdienen mit 8,19 Euro in der Stunde nur knapp halb so viel wie Normalarbeitnehmer mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 17,09 Euro.

Der Abstand wächst

Seit 2006 ist auch der Abstand zwischen Gut- und Niedrigverdienern weiter gewachsen. Am oberen Ende der Gehaltsskala wird 3,45mal soviel verdient wie am unteren Ende. 2006 waren es noch 3,33mal soviel. Ausgenommen bei dieser Berechnung ist jeweils das obere und untere Zehntel der Verdienste.

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Maßgeblich für das Einkommen ist schließlich auch die Branche: Taxifahrer, Friseurinnen und Reinigungskräfte arbeiten zu mehr als 80 Prozent zu Billiglöhnen. In Restaurants, Kinos und Wäschereien liegt der Anteil der Geringverdiener bei über 70 Prozent, im Einzelhandel, in Callcentern und in der Leiharbeit bei mehr als 60 Prozent. 

Die Erhebung der Struktur von Verdiensten und Beschäftigung in Deutschland erfolgt alle vier Jahre. Die jüngsten Ergebnisse basieren auf Angaben über 1,9 Millionen Beschäftigte. Sie geben Egeler zufolge sehr präzise Auskunft über die Anteile von Gut- und Niedrigverdienern sowie über die Art der Beschäftigungsverhältnisse. Es gibt aber keine Angaben über die tatsächliche Zahl der Niedrigverdiener, weil Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigen sowie die Land- und Forstwirtschaft nicht einbezogen werden. Dadurch wird fast ein Fünftel der abhängig Beschäftigen nicht erfasst. Auch die Verdienste der Selbstständigen werden in dieser Studie nicht ermittelt.