Nikolaus Schneider wirbt für mehr Ökumene mit Rom

Nikolaus Schneider (li) mit dem Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller.
Foto: epd-bild/Agenzia Romano Siciliani
Nikolaus Schneider (li) mit dem Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller.
Nikolaus Schneider wirbt für mehr Ökumene mit Rom
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat am Dienstag seine Unterredungen im Vatikan abgeschlossen. Nach einer Begegnung mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, betonte Schneider die evangelisch-katholischen Gemeinsamkeiten. Insgesamt zog Schneider eine positive Bilanz seines viertägigen Besuchs.

Schneider hob in Rom den Einfluss des Reformators Martin Luther (1483-1546) auf die katholische und andere Kirchen hervor. Nach der Einladung an Papst Franziskus, im Jahr 2017 an den Feiern zum 500. Jahrestag von Luthers legendärem Thesenanschlag in Wittenberg teilzunehmen, betonte er am Montagabend in Rom: "Wir feiern mit dem Reformationsjubiläum nicht den Geburtstag unserer evangelischen Kirche."

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Luther habe keine neue Kirche gründen, sondern seine eine, katholische und apostolische Kirche reformieren wollen, fügte Schneider hinzu. Luthers Theologie habe fast alle Kirchen verändert, weil sie das Evangelium erneut in den Mittelpunkt gestellt habe. Eine Ausnahme bilden in dieser Hinsicht nach Einschätzung des EKD-Ratsvorsitzenden allein die orthodoxen Kirchen. Unter dem im Februar zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. galt der ökumenische Dialog der katholischen Kirche mit den Orthodoxen wegen weitgehender Übereinstimmungen in theologischen Fragen als besonders chancenreich.

Seine Audienz bei Papst Franziskus am Montag und die übrigen Gespräche im Vatikan hätten dazu beigetragen, Vertrauen aufzubauen, fügte Schneider hinzu. Zu seinen Gesprächspartnern gehörte auch der "Ökumene-Minister" des Vatikan, der Schweizer Kardinal Kurt Koch.

Im Gespräch mit Erzbischof Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, ging es nach Schneiders Worten vor allem um das Eheverständnis beider Konfessionen und um die Position von Kirche und Religion in der heutigen Gesellschaft. Beide Kirchen beschäftigten sich mit der Frage, wie sie heute für ihr Verständnis der Ehe werben können. "Da ist der Unterschied zwischen evangelisch und katholisch nicht so groß."

Müller: Pius-Brüder müssen Konzil anerkennen

Schneider würdigte zudem Müllers Haltung bei der Frage einer Aussöhnung zwischen der katholischen Kirche und der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. "Es ist gut zu sehen, dass das Zweite Vatikanische Konzil eine Linie ist, hinter die er nicht zurückzugehen bereit ist", sagte Schneider.

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Müller hatte seit seinem Amtsantritt als Chef der Glaubenskongregation wiederholt erklärt, die schismatische Pius-Bruderschaft müsse grundlegende Konzilslehren anerkennen, wenn sie sich wieder in die katholische Kirche integrieren wolle. Zu den wichtigsten Reformen des Konzils gehören die Anerkennung der Religionsfreiheit und die Öffnung für Dialog mit anderen Kirchen und Religionen.

Die Glaubenskongregation hatte im Jahr 2000 unter ihrem damaligen Präfekten Joseph Ratzinger Irritationen im ökumenischen Dialog hervorgerufen, indem sie den Protestanten den Kirchenstatus absprach und diese als kirchliche Gemeinschaften bezeichnete. Vor seiner Berufung nach Rom war der damalige Regensburger Bischof Müller zugleich Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.