Neuer Chef der Wirtschaftsweisen warnt vor gesetzlichem Mindestlohn

Neuer Chef der Wirtschaftsweisen warnt vor gesetzlichem Mindestlohn
Der neue Vorsitzende der sogenannten Wirtschaftsweisen hält einen Mindestlohn für falsch. Schuld daran, dass manche Arbeitnehmer nicht von ihrer Arbeit leben könnten, seien Alleinerziehende, arbeitslose Partner oder zu viele Kinder.

Der neue Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph M. Schmidt, hat vor der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns gewarnt. Dies sei ein "Spiel mit dem Feuer", schreibt der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in einem Gastbeitrag der "Bild am Sonntag": "Jeder Arbeitsplatz muss sich wirtschaftlich tragen, sonst fällt er weg." Daher müsse der Mindestlohn niedrig angesetzt werden. "8,50 Euro ist entschieden zu hoch."

###mehr-artikel###

Schmidt räumt ein, dass in Deutschland manche Arbeitnehmer nicht von ihrer Arbeit leben könnten. Dafür verantwortlich sei aber "vor allem die erhöhte Bedürftigkeit von Haushalten mit Alleinerziehenden, einem arbeitslosem Partner oder vielen Kindern". Der Bochumer Professor für Wirtschaftspolitik forderte die Tarifpartner dazu auf, vor Lohnänderungen künftig den Rat von Wissenschaftlern einzuholen. "Über Anpassungen sowie Unterschiede nach Branchen und Regionen sollte eine mit Wissenschaftlern verstärkte Kommission der Tarifpartner entscheiden. Dann besteht die Chance, dass die Arbeitslosigkeit auch künftig gering bleibt."

Schmidt gehört dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung seit 2009 an. Seit diesen März ist er der Vorsitzende der sogenannten Wirtschaftsweisen.

Die evangelische Kirche in Deutschland hat sich in der laufenden Debatte mehrfach für einen Mindestlohn stark gemacht: Schon im Mai 2012 sagte EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider beim WDR-Europaforum: "Ich würde mir wünschen, dass wir soziale Standards für das Leben der Menschen in Europa entwickeln." Er plädierte damals für "eine Untergrenze, unter der Löhne nicht gezahlt werden dürfen, weil es die Würde des Menschen beschädigt".