Es habe sich ein Netz von Gesprächsfäden und Kontakten entwickelt, das "so leicht nicht zu zerreißen" sei, erklärte er bei einer Veranstaltung der evangelischen und katholischen Akademie in der Bundeshauptstadt.
Thierse erinnerte daran, dass die Geschichte zwischen SPD und Kirchen wechselvoll war. Erst mit dem Godesberger Programm habe die Partei sich 1959 auch den Kirchen gegenüber geöffnet und sei dabei so mehrheitsfähig geworden, um später auf Bundesebene Wahlen zu gewinnen. "Godesberg, das war der Abschied von der atheistisch geprägten Weltanschauungspartei", sagte Thierse. Er wehre sich gegen Forderungen von Laizisten in der SPD für "Mehr Bebel, weniger Bibel".
Der Sozialdemokrat, der dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, wies darauf hin, dass Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) noch versucht habe, über eine Intervention beim Vatikan ein Spitzentreffen zwischen katholischer Kirche und SPD zu verhindern. Noch bis 1980 habe es in der Bundesrepublik Wahlempfehlungen der katholischen Kirche für die CDU gegeben.
Thierse wies auf die Rolle der Kirchen bei der Friedlichen Revolution in der DDR hin. Dass sich die SPD in der DDR in einem Pfarrhaus gegründet habe, "ist eine schöne Pointe der Geschichte, die man auch in der SPD nicht vergessen sollte".