Standards seien nötig, doch die Länder des Südens müssten mehr Einfluss darauf gewinnen, erklärt Buntzel in der Zeitschrift "welt-sichten" (März-Ausgabe). Sonst hätten kleine Produzenten häufig keine Chance, da sie die Auflagen und Dokumentationspflichten nicht erfüllen könnten.
Die neuen Märkte, die von Standards geprägt seien, schlössen kleine Bauernbetriebe, Analphabeten, Arme sowie die Landwirtschaft in abgelegenen und meist trockenen Gebieten aus, beklagt der Fachmann, der lange Jahre für den Evangelischen Entwicklungsdienst tätig war. Diese seien dann allein auf lokale, oft informelle Märkte angewiesen.
Viele Standards würden von großen privaten Unternehmen wie Supermarktketten festgelegt und machten nicht nur zu den Eigenschaften der Produkte Vorschriften, sondern auch zu Anbauverfahren, erläutert Buntzel. So müssten Bauern unter dem am weitesten verbreiteten Standard Global-GAP Vorschriften und Nachweispflichten unter 14 verschiedenen Kontrollpunkten beachten und die Einhaltung schriftlich belegen. Dazu müssten die Abläufe im Betrieb neu gestaltet, das Personal geschult und zusätzliche Ausrüstung angeschafft werden. Kontrolleure müssten bezahlt werden, eine umfangreiche Dokumentation sei nötig.
"Auch vertraglich festgelegte Lieferverpflichtungen sind problematisch für Landwirte, die unter unsicheren Bedingungen wirtschaften müssen", mahnt Buntzel. Ohne Standards gehe es nicht, räumt er ein, ein möglicher Ausweg seien aber an die einzelnen Länder angepasste Wege der Umsetzung. Als Beispiel nennt Buntzel nationale Kriterien in Indien oder Kenia, die vom Global-GAP als gleichwertig anerkannt werden.
"Standards müssen an die besonderen Verhältnisse der Entwicklungsländer und dort der Kleinbauern angepasst werden", fordert er. Denn bisher gelte in den meisten Fällen: "Die Standardsetzer sind eindeutig die Industriestaaten, die Standardnehmer die Entwicklungsländer."