"Von 'Pogromstimmung' gegenüber Katholiken in der westlichen Welt zu reden ist eine zweite Verletzung derjenigen, die in dieser Welt wirklich unter Pogromen leiden", sagte Schneider im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagsausgabe).
Damit wandte sich der oberste Repräsentant von fast 24 Millionen Protestanten in Deutschland gegen die These des Präfekten der Römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. Er hatte kürzlich von einer "künstlich erzeugten Wut" gegen Katholiken in westlichen Ländern gesprochen hatte, die zuweilen fast schon an eine "Pogromstimmung" erinnere.
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Kritisch äußerte sich Schneider auch zu der These des Kölner Kardinals Joachim Meisner, es gebe in Deutschland eine "Katholikenphobie": "Aus evangelischer Perspektive ist mir auch dieser Begriff viel zu stark", sagte Schneider und fügte hinzu: "Verfolgung von Christinnen und Christen gibt es in Deutschland nicht einmal ansatzweise."
Der scheidende rheinische Präses und EKD-Ratsvorsitzende räumte zwar "aggressiver werdende Töne aus dem sich 'laizistisch' nennenden Lager und atheistische Gruppen" ein. "Diese wollen ihr säkularistisches Weltbild für alle verpflichtend machen", sagte er. "Das sind aber kleine Gruppen, die man nicht überbewerten darf."
Mit Blick auf den Wechsel im Papstamt sagte Schneider, das Selbstbild der Protestanten hänge nicht von der Wertschätzung durch den Vatikan ab: "Hoffen kann ich nur auf dies: Dass der nächste Papst Anregungen gibt, wie evangelische und die römisch-katholische Kirche ihr Verhältnis verbessern können." Schneider hält für möglich, dass ein nicht aus Deutschland stammender neuer Papst einen weniger befangenen Blick auf die konfessionellen Verhältnisse in Deutschland werfe und dadurch die ökumenische Zusammenarbeit verbessern könne.