Ohne vorherige öffentliche Ankündigung wurde der aus Kaschmir stammende Afzal Guru in einem Gefängnis in der Hauptstadt Neu-Delhi gehängt, wie die indische Zeitung "The Hindu" am Samstag berichtete. Der 43-Jährige, der stets seine Unschuld beteuert hat, war 2002 zum Tode verurteilt worden.
Vor wenigen Tagen hatte der indische Präsident Pranab Mukherjee ein Gnadengesuch des Gefangenen abgelehnt. Nach der Hinrichtung wurde im Kaschmir-Tal umgehend eine Ausgangssperre verhängt, um Proteste zu verhindern.
Terrortat führte zu einer gefährlichen Krise
Erst vor gut zwei Monaten war Ajmal Kasab, der einzige überlebende Attentäter der Terroranschläge von Mumbai (Bombay) 2008, hingerichtet worden. Es war die erste Exekution in Indien seit etwa acht Jahren.
Der Terror-Anschlag auf das Parlament 2001 gehört zu den umstrittensten Ereignissen in der jüngsten Geschichte Indiens: Am 13. Dezember stürmten fünf bewaffnete Männer das Gebäude im Herzen Neu-Delhis und töteten einen Gärtner und acht Polizisten, bevor sie von den Sicherheitskräften erschossen wurden.
Indien macht die in Pakistan beheimatete radikal-islamische Terrororganisation Jaish-e-Mohammed für den Anschlag verantwortlich. Pakistan weist dies zurück. Die Terrortat führte zu einer gefährlichen Krise zwischen den verfeindeten Nachbarn. Das indische und das pakistanische Militär mobilisierten rund eine Million Soldaten, die sich wochenlang an der Grenze gegenüberstanden.
Blutige Proteste seit mehr als zwei Jahrzehnten
Afzal Guru, ein früherer Gemüseverkäufer aus Kaschmir, war einer von zwei Angeklagten, die wegen des Parlamentsanschlages zum Tode verurteilt wurden. Beim zweiten Verurteilten wurde die Todesstrafe später in eine zehnjährige Haftstrafe umgewandelt. Das Gericht verurteilte Guru wegen der Beschaffung von Waffen für die Attentäter und der Mitgliedschaft in der Jaish-e-Mohammed-Organisation. Guru bestritt stets beide Vorwürfe gegen ihn.
Indien und Pakistan streiten seit ihrer Unabhängigkeit über das Kaschmir-Gebiet. Die beiden Länder haben bereits drei Kriege deswegen geführt. Im indischen Teil des Kaschmir-Tales sind Hunderttausende Sicherheitskräfte stationiert. Blutige Proteste sind dort seit über zwei Jahrzehnten an der Tagesordnung.