Nachdem am Wochenende 200.000 Menschen dem im Dom aufgebahrten Leichnam ihre Ehre erwiesen hatten, nahmen an der Trauerfeier zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens aus Italien teil, darunter Ministerpräsident Mario Monti und mehrere Minister. Wegen des starken Andrangs wurde das Requiem auf Großleinwänden auf den Domplatz übertragen.
Martini hatte bis 2002 die größte europäische Diözese geleitet. Der Jesuit war wegen seiner vielfach unorthodoxen Äußerungen zu ethischen Themen weit über die Grenzen der Kirche hinaus geachtet. Zur Sterbehilfe, Homosexualität und wiederverheirateten Geschiedenen hatte sich Martini immer wieder distanziert zur Lehre der katholischen Kirche geäußert. Kurz bevor Martini am Freitag im Alter von 85 Jahren an Parkinson gestorben war, hatte sein behandelnder Arzt erklärt, sein Patient habe lebensverlängernde Maßnahmen abgelehnt.