Hier wachse eine "künstlich erzeugte Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert", sagte der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation in einem am Freitag auf "Welt online" veröffentlichten Interview. Müller beklagte gezielte Diskreditierungs-Kampagnen gegen die katholische Kirche in Nordamerika und Europa.
Diese hätten dazu geführt, dass Geistliche in manchen Bereichen öffentlich angepöbelt würden. In Internet-Blogs und auch im Fernsehen gebe es Attacken gegen die katholische Kirche, "deren Rüstzeug zurückgeht auf den Kampf der totalitären Ideologien gegen das Christentum", sagte der Erzbischof.
"Dialogprozess ist gut"
Zugleich kritisierte Müller den Dialogprozess, wie er derzeit in Deutschland zwischen den Bischöfen und katholischer Laienbewegung geführt wird. "Dialogprozess ist gut. Aber man muss auch über das Wesentliche reden und nicht die gleichen Probleme immer wieder neu auftischen", sagte der Präfekt, der bis zur Berufung nach Rom Bischof von Regensburg war.
Zu den immer wiederkehrenden Themen gehört Müller zufolge die Forderung nach einem sakramentalen Weiheamt für die Frau. "Es ist nicht möglich. Nicht weil die Frauen weniger wert wären, sondern weil es in der Natur des Weihesakramentes liegt, dass Christus in ihm repräsentiert wird als Bräutigam im Verhältnis zur Braut", argumentierte der Erzbischof.
Pflichtzölibat sei unumstritten
Auch am Pflichtzölibat für Priester hält der Vatikan-Erzbischof fest: "Der Zölibat der Priester entspricht dem Beispiel und Wort Jesu und hat in der geistlichen Erfahrung der lateinischen Kirche eine besondere Ausprägung gefunden." Es gebe kein Anzeichen, dass die Verantwortlichen in der Kirche daran rütteln würden. Die Ehelosigkeit sei "um des Himmelreiches im Evangelium grundgelegt."
Zur Auseinandersetzung mit den Piusbrüdern sagte Müller, dass die Geduld des Vatikans mit den abtrünnigen Traditionalisten nicht endlos sei: "Die Glaubenskongregation hat der Priesterbruderschaft die Dogmatische Präambel vorgelegt. Daraufhin ist bis jetzt keine Antwort erfolgt. Wir warten aber nicht endlos."