Im Unterschied zum katholischen Deutschen Caritasverband habe man es bei dem evangelischen Wohlfahrtsverband mit 16 Tarifkommissionen zu tun, sagte Datta in einem Interview der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Neues Deutschland". Das Ergebnis sei "ein regelrechter Tarifdschungel". Die vereinbarten Tarife würden zudem von großen Einrichtungen durch Haustarife unterlaufen.
Der Caritasverband und die Diakonie sind mit insgesamt rund 1,3 Millionen Beschäftigten die größten Arbeitgeber in Deutschland. Sie vereinbaren Löhne und Arbeitsbedingungen im Rahmen eines eigenen, kirchlichen Arbeitsrechts. In den Kommission sitzen zu gleichen Teilen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter. Das kirchliche Arbeitsrecht, das auch Streiks verbietet, war in jüngerer Vergangenheit in die Diskussion geraten. Das Bundesarbeitsgericht hat im November das Verbot gelockert und Streiks in engen Grenzen zugelassen.
Den Spitzen der Diakonie und der Evangelischen Kirche in Deutschland warf Datta vor, zu Stellungnahmen nicht bereit gewesen zu sein. Sie habe aber Hintergrundgespräche mit einigen Diakonischen Werken auf landeskirchlicher Ebene führen können. Schwierigkeiten habe es auch mit Drehgenehmigungen gegeben, sagte Datta. So habe sie in der bekannten Einrichtung Bethel in Bielefeld nicht drehen dürfen.
Den Vorwurf des Lohndumpings habe sie nicht bestätigt gefunden, sagte Datta weiter. Es werde aber in der Diakonie nicht besonders viel verdient. Im Vergleich zu Beschäftigten im öffentlichen Dienst seien vor allem langjährige Mitarbeiter schlechtergestellt. Viele Mitarbeiter hätten aber aus Angst um ihren Arbeitsplatz nicht vor der Kamera mit ihr reden wollen, sagte die Autorin. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di wirft der Diakonie vor, mit Ausgliederungen etwa von Küchen, Wäschereien oder der Gebäudereinigung die Löhne zu drücken.
Die Reportage mit dem Titel "Arbeiten für Gottes Lohn - Wie die Kirche ihre Sonderrechte ausnutzt" wird am kommenden Montag um 22.45 Uhr in der Reihe "Die Story im Ersten" in der ARD ausgestrahlt.