Der katholische Missbrauchsbeauftragte, Bischof Stephan Ackermann, lässt offen, ob alle Bistümer eine Fortsetzung der Missbrauchsstudie mittragen würden. "Ich möchte mich an Voraussagen nicht beteiligen", sagte Ackermann der "Welt" (Samstagsausgabe): "Wir haben einen klaren Beschluss der Bischöfe. Aber selbst wenn der eine oder andere Bischof absagen sollte, stünde die Studie immer noch auf einer empirisch belastbaren Basis."
Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz verwies auf eine vergleichbare Studie zu sexuellem Missbrauch durch Geistliche in den USA. "Da haben sich auch nicht alle Bistümer beteiligt. Das hat aber der Repräsentativität keinen Abbruch getan", sagte der Trierer Bischof.
"Ehrliche Aufklärungsbemühungen"
Nach dem Stopp der Missbrauchsstudie des Kriminologen Christian Pfeiffer wies Ackermann außerdem Vorwürfe zurück, die Bischöfe würden die Aufklärung behindern. "Diese Vorwürfe entsprechen nicht der Wahrheit. In diesem Sinne geschieht uns derzeit Unrecht. Unsere ehrlichen Aufklärungsbemühungen werden leider zu wenig gesehen."
Auf einen Zeitplan für die Fortsetzung des Forschungsprojektes legte sich Ackermann nicht fest. 2010, als der Missbrauchsskandal in der Kirche ans Licht kam, hätten die Bischöfe unter großem Handlungsdruck gestanden und dabei zum Teil übereilt gehandelt. "Diesmal wollen wir uns etwas mehr Ruhe nehmen", sagte er: "Das heißt nicht, dass wir etwas verschleppen, dafür stehe ich wirklich nicht. Wir werden baldmöglichst nach einem neuen Projektpartner Ausschau halten, aber wir wollen in ruhiger Sachlichkeit die Konditionen entsprechend verhandeln."
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Die katholische Kirche hatte vergangene Woche die Zusammenarbeit mit dem Kriminologischem Forschungsinstitut Niedersachsen in Hannover und dessen Direktor Christian Pfeiffer beendet. Mangelndes Vertrauen und ein zerrüttetes Verhältnis hätten zu diesem Schritt geführt, begründete die Kirche ihren Schritt. Das Institut sollte den Missbrauchsskandal von 2010 wissenschaftlich aufarbeiten, nun soll die Arbeit mit einem anderen Partner fortgeführt werden.