Wissenschaftler Leygraf hält Zensurvorwurf gegen Kirche für überzogen

Wissenschaftler Leygraf hält Zensurvorwurf gegen Kirche für überzogen
Der Essener Wissenschaftler Norbert Leygraf, der ebenfalls mit der katholischen Kirche für eine Studie zum sexuellen Missbrauch zusammengearbeitet hat, hält die Zensurvorwürfe Christian Pfeiffers gegen die Bischöfe für überzogen.

"Möglicherweise hat er, um diesen publicityträchtigen Projektauftrag zu erhalten, die Problematik unterschätzt, einem Außenstehenden unbeschränkten Einblick in die Personalakten eines solchen Unternehmens zu geben", sagte der Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Am Mittwoch hatte die katholische Kirche einen Vertrag mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) mit Verweis auf fehlendes Vertrauen gekündigt. Vereinbart war eine umfassende Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche, für die auch Personalakten von Priestern herangezogen werden sollten. KFN-Direktor Christian Pfeiffer hatte der Kirche vorgeworfen, seine Studie kontrollieren und zensieren zu wollen. Die Bischöfe bestreiten dies.

Leygraf hatte im Auftrag der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ebenfalls eine Studie zum sexuellen Missbrauch erstellt. Er wertete Gutachten über Sexualstraftäter aus und kam dabei zum Ergebnis, dass katholische Priester nicht häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt pädophil veranlagt oder sexuell unreif sind.

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Auch bei seiner Untersuchung hätten sechs Bistümer nicht mitgemacht, sagte Leygraf. "Die restlichen 21 Bistümer waren aber meiner Einschätzung nach sehr kooperativ", ergänzte er. Es habe niemand versucht, auf den Abschlussbericht Einfluss zu nehmen. Auch bei einer noch geplanten Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift habe sein Team "freie Hand", sagte der Mediziner.