Die kirchliche Behindertenarbeit steht nach Auffassung der Behinderten-Expertin Theresia Degener in den kommenden Jahren vor grundlegenden Änderungen. Die in der Behindertenkonvention der Vereinten Nationen geforderte Abschaffung gesonderter Einrichtungen treffe vor allem die kirchlichen Träger, derzeit "die größten Betreiber dieser Sonderwelten", sagte die Verwaltungsrechtsprofessorin am Dienstag in Bad Neuenahr.
Die Kirchen brauchten ein neues Verständnis von Barmherzigkeit, sagte Degener. Die Juristin und Aktivistin der bundesdeutschen Behindertenbewegung forderte die Kirchen auf, bei der Umstrukturierung ihrer Behindertenarbeit die Interessenverbände der Behinderten mit einzubeziehen. Sie appellierte an die Verantwortlichen, darauf zu achten, dass nicht die Schwerst-Mehrfachbehinderten in Sonderwelten zurückbleiben.
Inklusion von Menschen mit Behinderungen ist nach Aussage der Professorin Bestandteil des Menschenrechts auf Gleichheit. "Wir wollten keine neuen und keine Sondermenschenrechte", sagte Degener, die selbst contergan-geschädigt ist. Menschen mit Behinderung hätten aber nicht nur Anspruch auf einige Menschenrechte, sondern auf alle. Gleichberechtigung sei das Maß der Dinge. Dazu gehörten Autonomie, Unabhängigkeit und die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen.