Wie die "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" (NRZ, Dienstagausgabe) berichtete, arbeiteten Ende März 2009 bundesweit rund 318.000 über 70-Jährige als geringfügig Beschäftigte. Ende März 2012 waren es bereits rund 389.000, eine Steigerung um 22 Prozent. Die Zeitung berief sich auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Danach ist der Anstieg bei den über 70-Jährigen, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, noch deutlicher. Ihre Zahl stieg um ein Drittel: von rund 42.000 auf knapp 56.000.
Sozialverbände sehen in dieser Entwicklung ein Indiz für wachsende Altersarmut. "Es ist davon auszugehen, dass ein großer Teil der Betroffenen zur Altersarbeit gezwungen ist", sagte Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) der NRZ in Essen. Schuld daran seien, so Bauer, die "mageren Rentenanpassungen der vergangenen Jahre". Nach Berechnungen seines Verbandes liege der Kaufkraftverlust bei den Renten seit 2004 bei über zehn Prozent.
Der Sozialverband VdK kommt zu einer ähnlichen Einschätzung. "Ein Teil der älteren Menschen arbeitet sicher gerne auch noch im Alter, aber der größte Teil wird aus existenzieller Not dazu gezwungen", sagte eine Vertreterin des nordrhein-westfälischen VdK-Landesverbandes. Von den Preissteigerungen für Lebensmittel und bei den Energie- und Stromkosten seien Ältere besonders betroffen.
Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) sagte dem Blatt: "Mini-Jobs sind in der Regel keine Tätigkeiten, die der Selbstverwirklichung dienen, sondern eher der Aufstockung zu niedriger Renten." Die Entwicklung zeige, "dass wir die Renten armutsfest gestalten und ein zukunftsweisendes Rentenkonzept einführen müssen". Die aktuellen Rentenpläne der Bundesregierung bezeichnete der Landesarbeitsminister hingegen als "Mogelpackung". Die Koalition will Geringverdiener in der Rente künftig besser stellen.