Vatikan verteidigt pakistanisches Mädchen gegen Blasphemie-Vorwurf

Vatikan verteidigt pakistanisches Mädchen gegen Blasphemie-Vorwurf
Der Präsident des päpstlichen Rats für interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, hat eine in Pakistan inhaftierte junge Christin gegen den Vorwurf der Blasphemie verteidigt.

"Es handelt sich um ein Mädchen, das weder schreiben noch lesen kann. Sie hat Müll aufgelesen, um zu überleben; dabei hat sie auch die Fragmente dieses Buches aufgesammelt, die sie im Abfall gefunden hatte", sagte Tauran am Montag dem Sender Radio Vatikan.

###mehr-artikel### Das Mädchen Rimsha Masih soll mehrere Seiten eines Lehrbuchs verbrannt haben, mit dem Kinder das Lesen des Korans lernen. Angeblich ist sie elf oder zwölf Jahre alt und hat Down-Syndrom. An diesem Dienstag will die Polizei das Ergebnis einer Alters- und Geistesuntersuchung dem Gericht vorlegen. Kardinal Tauran forderte, bevor Anklage wegen Gotteslästerung erhoben werde, sollten die Fakten geprüft werden. Damit äußerte sich rund eine Woche nach der Verhaftung des Mädchens erstmals ein hochrangiger Vatikanvertreter zu dem Fall. 

Auch der pakistanische Minister für Nationale Harmonie, Paul Bhatti, sagte, das Mädchen sei unschuldig und müsse freigelassen werden. Es wird aber befürchtet, dass sie in Pakistan nicht mehr sicher ist. Ihre Eltern wurden nach Drohungen in Schutzhaft genommen.

Gotteslästerung bedeutet Tod

Das beschuldigte Mädchen, eine Schwester und die Mutter waren bereits von einer aufgebrachten Menge angegriffen worden, bevor sie in Polizeigewahrsam genommen wurde. Mehrere Häuser von Christen gingen in Flammen auf. Rund 300 Menschen flüchteten. Der Imam der Moschee von Meharabad wurde daraufhin wegen Anstiftung zur Gewalt festgenommen.

Auf Gotteslästerung steht in Pakistan die Todesstrafe. Das Blasphemie-Gesetz, das auch Muslime trifft, steht international in der Kritik. Todesurteile wurden zwar wegen Gotteslästerung bislang nicht vollstreckt. Mehrere Menschen wurden aber bereits nach Blasphemie-Beschuldigungen ermordet, ebenso Politiker, die für eine Lockerung des Gesetzes eintraten.