"220.000 neue Krippenplätze in einem Jahr zu schaffen ist objektiv nicht möglich", sagte der Präsident des Deutschen Städtetages, der Münchener Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), am Mittwoch in Saarbrücken. Es werde nicht gelingen, in ganz Deutschland flächendeckend und fristgerecht die gewünschten Plätze anzubieten.
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"Der Bedarf läuft uns davon", sagte Ude nach einer Sitzung des Städtetages in Saarbrücken. Schon jetzt sei klar, dass Bonn, Essen, Frankfurt, Göttingen, Karlsruhe, Kiel, Lübeck, Münster, Oldenburg, Osnabrück und Stuttgart die bestehende Nachfrage nach Plätzen nicht werden abdecken können, obwohl die Versorgungsquote fast überall die ursprünglich vom Bund genannten 35 Prozent übertreffe, hieß es.
Der Städtetagspräsident beschuldigte Bund und Länder, von falschen Bedarfszahlen ausgegangen zu sein. Vor allem in großen Städten suchten weitaus mehr Eltern Betreuung für ihre Kinder. Dort liege der Bedarf bei 50 bis 60 Prozent. "Mit der Qualität des Angebotes steigt auch die Nachfrage", sagte Ude. Der Städtetag habe nicht den Fehler gemacht, zu versprechen, dass mit einer Versorgungsquote von 35 Prozent der Rechtsanspruch erfüllt werden könne.
Ausländische Abschlüsse anerkennen, um genug Betreuer zu haben
Der Spitzenverband der Städte schlug ein Maßnahmenbündel vor, um für eine Übergangszeit mehr Betreuungsplätze vorhalten zu können. Dazu gehört der Verzicht auf die europaweite Ausschreibung von Baumaßnahmen, Platz-Sharing in Kindertagesstätten, die Förderung von Betriebs-Kindergärten sowie der Tagespflege. Übergangsweise könne sogar die Gruppengröße in den Einrichtungen erhöht werden, hieß es.
Der Städtetag plädierte zudem dafür, die Einstellungskriterien für das das Betreuungspersonal zu ändern. So solle die Anerkennung von im Ausland abgelegten Abschlüssen leichter werden, um deutschsprachige Fachkräfte aus Griechenland oder Spanien in Kindergärten einzusetzen. Wegen der Schaffung von 270.000 neuen Kinderbetreuungsplätzen seit dem Jahr 2006 sei der Mitarbeiterbedarf "explodiert", sagte Ude.